… die Zuverlässigen
Wenn wir aktuell unsere Positionen im Lupus alpha Dividend Champions und mögliche künftige Investmentkandidaten in Augenschein nehmen, finden wir selbst in der aktuellen Lage weiterhin zahlreiche Unternehmen, die ihre Dividende nicht über den von uns vorgegebenen Maximalwert von -15% hinaus reduzieren. Es finden sich weiterhin sehr viele solide finanzierte Unternehmen, die unverändert ihre Dividende bezahlen und uns sagen, dass sie keine Staatshilfe benötigen.
Außerdem werden viele Hauptversammlungen verschoben. Deren Beschlüsse allerdings sind notwendig, um Dividenden ausschütten zu können. Sollte es allein deshalb zu verspäteten Ausschüttungen kommen, hat das auf unsere Einschätzung des Unternehmens keine Auswirkung. Doch in zahlreichen Fällen gilt es jetzt, genauer hinzusehen, denn es gibt auch …
… die Vorsichtigen
Wir haben mit zahlreichen Unternehmen gesprochen, die ihre bereits fest eingeplante Dividendenzahlung für 2019 zunächst halbieren möchten und sich auf der Hauptversammlung einräumen lassen, die zweite Hälfte je nach Wirtschaftslage im zweiten Halbjahr nachzuzahlen. Das sind fundamental gesunde Unternehmen, die ihre Dividende zahlen könnten, sie aber aus reiner Vorsicht verschieben, kürzen oder einbehalten. Ein echter „Dividend Champion“ wäre somit auch der, der kein Dividende zahlt, obwohl er es könnte.
Andere Unternehmen kassieren die Ausschüttungen für das abgelaufene Geschäftsjahr, um die Liquiditätssituation für die nächsten Monate zu verbessern. Auch wenn Gesellschaftsrechtler die Rechtmäßigkeit eines solchen vorsorglichen Dividendeneinbehalts aktuell noch diskutieren, bleibt die primäre Frage, ob ein Dividendenverzicht angesichts der erwarteten Einnahmeausfälle betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, selbst wenn Unternehmen ausreichende finanzielle Polster haben. Aufgabe des Fondsmanagements wird es deshalb sein, bei solchen Unternehmen die Geschäftslage noch kritischer zu untersuchen.
Ähnlich gelagert ist der Fall, wenn gesunde Unternehmen die Dividendenkürzung aufgrund politischen Drucks vornehmen. Sollte es tatsächlich zu einem gesetzlich vorgeschriebenen Einbehalten von Dividenden kommen, könnten wir in der Systematik für 2020 eine Ausnahme machen, wenn die Dividende im Jahr 2021 entweder nachgeholt wird oder zumindest wieder in Höhe des vorletzten Jahres wieder ausgezahlt wird. Ähnliches gilt für …
… die Regulierten
Europaweit gibt es die Empfehlung von Aufsichtsbehörden an Banken und Versicherer, auf Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe zu verzichten, um die Eigenmittelausstattung der Finanzwirtschaft zu bewahren. Hier sollte jedoch eine klare Differenzierung der individuellen Situation von Liquidität und Risikotragfähigkeit berücksichtigt werden. Zahlreiche europäische Finanzunternehmen wären nach wie vor in der Lage, trotz Ausschüttungen eine ausgezeichnete Eigenmittelsituation und deren zukünftigen Entwicklung zu gewährleisten.
In diesem Zusammenhang erscheint es überdies sehr nachvollziehbar, den Unternehmen, die aufgrund der Krise auf finanzielle Staatshilfen angewiesen sind oder den Aufschub ihrer Steuer- oder Sozialabgaben beantragen, Dividendenausschüttungen zu untersagen. Jedoch ist in einem europäisch ausgerichteten Fonds immer zu berücksichtigen, dass Staatshilfen in unterschiedlichen Ländern auch unterschiedlich behandelt werden. Kaum Ermessensspielraum hingegen geben …
… die Wackler
Die Herausforderung derzeit liegt also darin zu unterscheiden, ob eine Dividendenkürzung aufgrund politischen Drucks, aus kaufmännischer Vorsicht oder aufgrund einer einbrechenden Ertragslage vorgenommen wird. Denn trifft letzteres zu, dann können auch künftige Dividenden gefährdet sein.
Der Lupus alpha Dividend Champions wurde bereits 2012 aufgelegt. Seine strengen Dividendenkriterien wurden also schon im Konjunktureinbruch nach Ausbruch der Lehman Krise in den Jahren 2008/09 berücksichtigt und streng angewandt. Auch damals gab es einige Unternehmen, die ihre Dividende über das gesetzte Limit hinaus gekürzt haben und erst durch die Zehnjahresbetrachtung wieder in die Auswahl gekommen sind. Natürlich werden auch jetzt einige Unternehmen durch das Raster fallen.