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leitwolfs view - Kolumne von Lupus alpha

Lupus alpha

30.08.2021

Aktien bei Inflation? Aber sicher!

Erleben wir einen nur kurzzeitigen Preisschub oder ist sie zurück, die Inflation? Notenbanken und viele Marktteilnehmer gehen zwar davon aus, dass sie mit ihren aktuell erhöhten Werten nur ein vorübergehendes Phänomen ist. Doch was, wenn nicht? Taugen Aktien dann noch als Schutz? Durchaus. Da die Aktienmärkte aber volatil bleiben, sollten risikobewusste Anleger über eine Absicherung nachdenken.

Alexander Raviol, Managing Partner und CIO Alternative Solutions von Lupus alpha

INFLATION – Nur wenige Wörter im deutschen Sprachgebrauch dürften eine ähnlich emotional mobilisierende Wirkung entfalten wie dieses. „Feuer“ zum Beispiel. Vielleicht auch „Steuererhöhung“. Ich will die Sorge vor Geldentwertung keineswegs verharmlosen, auch die im Juli gemeldeten 3,8 Prozent wirken sich, gerade im langfristigen Vermögensaufbau, sehr unerfreulich auf die Kaufkraft aus. Vor allem dann, wenn man sich der schleichenden Geldentwertung in Form einer Festgeldanlage widerstandslos ergibt.

Ob die Inflation nun bleibt oder wieder geht, darum soll es hier nicht gehen. Im Grunde sind die Argumente ausgetauscht und liegen auf dem Tisch. Hier noch einmal die jeweils drei am häufigsten genannten Argumente, warum...

 

... die Inflation geht

  1. Preistreibende Lieferengpässe sind nicht von Dauer
  2. Globalisierung hält die Preisentwicklung weiter im Zaum
  3. Zentralbankgeld kommt nicht in der Realwirtschaft an

... die Inflation bleibt

  1. Die Ausweitung der Geldmenge ist enorm
  2. Lohn-Preis-Spirale beginnt sich zu drehen
  3. Den Notenbanken sind die Hände gebunden, deshalb keine Zinserhöhungen

Ich möchte hier das zweite Szenario – die Inflation ist gekommen, um zu bleiben – näher beleuchten. Wie wirkt sich das auf die Aktienmärkte aus? Die Urgesteine unter den Börsianern und die wirtschaftshistorisch Belesenen wissen: In Zeiten der Inflation hatten früher eher die Bären die Oberhand, sie schickten die Kurse auf Talfahrt. Anfang der 1970er Jahre gab es erstmals in der Nachkriegszeit höhere Spitzen in der Inflation, Ende 1974 lag sie in den USA bei über zwölf Prozent. Für Aktienanleger war das keine spaßige Zeit, die Märkte vollzogen eine für alle sehr anstrengende Berg- und Talfahrt, und im Zuge der stärker steigenden Inflation in den Jahren 1973 und 1974 gab der MSCI Welt Punkt für Punkt etwa 50 Prozent ab.

 

Diesmal ist es tatsächlich anders

Würden Aktien also erneut derart unter die Räder kommen? Es genügt allein schon die Erwartung steigender Zinsen, um die Aktienkurse unter Druck zu setzen. Steigen sie dann tatsächlich, wird es unschön. 1974 passierte genau das, die US-Notenbank Fed hob ihre Funds Rate auf über zehn Prozent an. Das wird aus meiner Sicht diesmal nicht passieren. Denn im Unterschied zu damals ist die Verschuldung von Staaten und Unternehmen um ein Vielfaches höher. Damit sind den Notenbanken heute die Hände gebunden, weil deutlich steigende Zinsen eine enorme Depression auslösen würden. Im Vergleich dazu wären alle Rezessionen der vergangenen Jahrzehnte ein "Kindergeburtstag" gewesen. Einen derartigen Wirtschaftszusammenbruch werden die großen Notenbanken der Welt also versuchen zu verhindern und eher eine höhere Inflation zulassen.

Das vorausgesetzt, ist ein Umfeld mit höherer Inflation und zugleich nur leicht steigenden Zinsen eher positiv für Aktien. Warum?

  1. Die Refinanzierung bleibt günstig.
  2. Die „Alternativlosigkeit“ der Aktie bleibt bestehen, größere Bewertungskorrekturen sind nicht zu erwarten.
  3. Steigende Einkaufspreise können grundsätzlich über steigende Verkaufspreise kompensiert werden, auch wenn es hier sicherlich je nach Branche Unterschiede geben wird.

In diesem Szenario können Unternehmen zumindest nominell weiter wachsen, und somit taugen Aktien durchaus als wirksamer Schutz gegen die Inflation.

 

Trotzdem keine Goldlöckchen-Märkte

Können Anleger sich also beruhigt zurücklehnen? Ganz so ist es nicht. Die Spannungen im Markt steigen weiter, wie zwei Beispiele illustrieren: Wegen ihrer enormen Verschuldung etwa werden manche Unternehmen am Leben gehalten, die bei einem höheren (und angemesseneren) Zins verschwinden würden – man kennt sie als Zombie-Unternehmen. Wer hier einen Fehlgriff bei der Aktienauswahl tut, kann ein böses Erwachen erleben. Und auch die Notenbanken sind weiterhin ein wesentlicher Faktor, weil die Erwartung seitens der Marktteilnehmer über die künftige Notenbankpolitik von entscheidender Bedeutung bleibt. Jedes Wort von Fed-Gouverneur Jerome Powell und seinen Kollegen in den anderen großen Notenbanken wird auf die Goldwaage gelegt. Keimt plötzlich doch der Verdacht einer drohenden Zinserhöhung, kann das die Kurse vorübergehend belasten. Es dürfte deshalb immer wieder Phasen geben, in denen die Volatilität steigt und die Aktiennotierungen sinken.

 

Hohe oder niedrige Inflation: Aktien gehören ins Depot

Wie man es auch dreht und wendet, an einer möglichst hohen Aktienquote kommen Investoren auch bei höheren Inflationsraten nicht vorbei. Für die langfristige Wertentwicklung des Vermögens spielt dabei aber jedes einzelne Kalenderjahr eine wichtige Rolle. Ein „Augen zu und durch“ im Sinne eines Warren Buffett („Kaufen und am liebsten für immer halten“) ist für viele institutionelle Investoren nicht möglich, weil für sie die Performance je Kalenderjahr bedeutsam ist. Abgesehen von den zu vermeidenden Zombie-Unternehmen erfordern auch solide Portfoliounternehmen mit robustem Geschäftsmodell, hohen Cashflows, starker Stellung im Markt und einer gewissen Preissetzungsmacht eine laufende enge Beobachtung. Um die unvermeidlichen Phasen mit höherer Volatilität und Kursrückgängen auszuhalten kann zudem ein geeignetes Absicherungskonzept, zum Beispiel in Form eines Wertsicherungsfonds, einer entspannten Nachtruhe förderlich sein.

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