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Lupus alpha

02.12.2025

Aktienjahr 2026: nur mit aktivem Management!

Die neue Ausgabe der Lupus alpha Kolumne leitwolfs view

Aktien sind für die langfristige Kapitalanlage alternativlos. Das sehen die meisten Anleger so. Dennoch sollte man nicht undifferenziert in ganze Märkte oder Indizes investieren, schon gar nicht im kommenden Jahr, in dem globale Risiken und Bewertungen anhaltend hoch bleiben dürften. Jetzt gilt es, genau hinzusehen, wer wirklich profitiert. Aktives Management ist hier die Antwort.

Dr. Götz Albert, Managing Partner und CIO

Anfang November durfte ich auf dem Podium unseres diesjährigen "Investment Fokus" mit drei anderen Kapitalmarktexperten die Markterwartungen für 2026 diskutieren. Dabei befragen wir per TED auch immer die Konferenzteilnehmer, in welche Anlageklassen sie im nächsten Jahr verstärkt investieren wollen. Bemerkenswert war, dass nur noch 54 % der rund 250 anwesenden institutionellen Investoren stärker in Aktien investieren wollen. Im vergangenen Jahr waren es noch 69 %. Auch Private Markets wollen lediglich 20 % weiter ausbauen (im Vorjahr noch 27 %). Startet man das Jahr 2026 also besser im Risk-off-Modus, wie es mehr als die Hälfte der Befragten vorhat? 

Risiken gibt es in der Tat derzeit genug. Sorgen bereitet den Investoren vor allem die weitere Entwicklung in den USA. Sie fürchten ganz grundsätzlich den "Verlust der demokratischen Grundprinzipien" (57 %), aber auch den "Verlust der Unabhängigkeit der Fed" (21 %). Um eine weitere Abwertung des US-Dollars machen sich dagegen nur wenige Investoren Sorgen (4 %). Viele haben ihr US-Exposure offenbar bereits reduziert. Dagegen beschäftigt die Anleger die Frage, welche Rolle Künstliche Intelligenz (KI) an den Börsen im nächsten Jahr spielt. Fast die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass der aktuelle KI-Boom abflacht, nur 37 % glauben, dass KI weiter die Indizes treibt. 15 % sind der Meinung, dass die KI-Blase platzt. 

 

KI-Hype - wiederholt sich die Geschichte? 

KI ist ohne Frage die zentrale Zukunftstechnologie unserer Zeit, aber die Kurse der Tech-Unternehmen sind bereits sehr hochgelaufen. Anleger stürzen sich - teilweise undifferenziert - seit Monaten darauf. Eine solche zyklische Übertreibung der Investments birgt immer Risiken, die man genau beobachten muss. 

Investoren, die wie ich schon einige Jahrzehnte am Kapitalmarkt tätig sind, kommt da unweigerlich der Dot.com-Crash Anfang der 2000er Jahre in den Sinn. Damals brachen die Börsen über drei Jahre um bis zu 80 % ein. Auch wenn die damalige Situation mit der heutigen nicht vergleichbar ist -  viele der damals hoch bewerteten Unternehmen haben keine Gewinne erzielt - macht mir das aggressive Investieren der Tech-Konzerne in Software, Chips, Rechenzentren, eigene Atomkraftwerke und gegenseitige Beteiligungen Sorgen. Man gewinnt den Eindruck, dass die Konzernführungen das Rennen um die KI-Vorherrschaft um jeden Preis gewinnen wollen und sich nicht darum scheren, ob sie damit ggf. viel Geld verbrennen (das meist nicht ihr eigenes ist). 

Die Erfahrung aus den 2000er Jahren lehrt uns, dass es anfangs oft eine kleine Gruppe von Unternehmen ist, die hohe Pioniergewinne vereinnahmt. Dies geht aber nicht ewig so weiter, ihr Gewinnwachstum lässt mit der Zeit nach. Die Gewinne werden sozusagen "commoditisiert" und eine höhere Zahl an Unternehmen partizipiert an der weiteren Entwicklung. Wenn sich eine solche Situation auflöst, schlägt übrigens die Stunde der aktiven Manager. 

 

Im nächsten Jahr zeigt sich, wer wirklich profitiert 

Auf unserem Kapitalmarktpodium wurde natürlich auch diskutiert, wo im nächsten Jahr die Musik spielt. Angesichts der Risiken in den USA ist meine Empfehlung hier ganz klar: Investieren Sie in Europa! Der europäische Markt ist hinsichtlich Länder, Sektoren und Themen deutlich vielfältiger und günstiger bewertet als der US-Markt und zur Diversifikation des Portfolios daher gut geeignet. In den letzten Monaten haben sich zum Beispiel Peripherieländer wie Griechenland, Portugal oder Polen sehr gut entwickelt. Was interessante Themen angeht, so sollten Anleger neben Rüstung & Defence Tech auch Themen wie Energieversorgung und Grundstoffe bzw. deren Förderung auf dem Radar haben. 

Und Deutschland nicht zu vergessen! Deutschland ist nach der Ankündigung des Fiskalpaketes im Frühjahr spektakulär zurückgekommen. Seitdem gab es Rekordzuflüsse in deutsche Aktien insbesondere auch von ausländischen Investoren. Inzwischen ist zwar die erste Euphorie verflogen, da Zweifel an Umsetzung und Erfolg der geplanten Maßnahmen aufgekommen sind, denn in den Zahlen zur deutschen Wirtschaft ist noch nichts zu sehen. 

Das war aber bisher auch gar nicht möglich! Denn der Haushalt für 2025 und das Gesetz über das Sondervermögen sind ja erst Anfang Oktober in Kraft getreten. Dies war der erste Schritt, damit die Regierung ins Handeln kommen kann. Die wirtschaftlichen Effekte wird man also erst ab dem nächsten Jahr sehen können, zunächst in den Sektoren Rüstung, Bau und Infrastruktur. Doch wir werden - nicht zuletzt durch die Firmen, die hier als Zulieferer fungieren - einen Transformationsprozess sehen, der der gesamten deutschen Wirtschaft zugutekommt. 

 

Warum 2026 ohne aktives Management nichts geht 

Im abgelaufenen Jahr ist viel Geld in passive Strategien geflossen. Das geht im nächsten Jahr meines Erachtens nicht mehr auf. In der ersten Euphoriewelle wurden alle Werte mit nach oben gezogen. Nachhaltig profitieren werden aber nicht alle. Nach unserer Beobachtung sind passive Fonds und Themen-Baskets, etwa für Infrastruktur, nicht immer gut zusammengesetzt. Vielen Unternehmen sieht man nicht sofort an, dass sie Profiteure der Infrastrukturmaßnahmen sind. Gleichzeitig schwimmen einige Basket-Unternehmen im günstigen Umfeld einfach mit, bekommen bei der kleinsten Eintrübung aber Probleme. 

Daher gilt es nun zu selektieren: Was sind die wirklich attraktiven Unternehmen mit gutem Management und wettbewerbsfähigen Produkten? Welche Unternehmen sind für die Zukunft gut aufgestellt, verfügen über ausreichend Kapital und arbeiten profitabel? Dafür bedarf es eines sorgfältigen, fundamentalen Auswahlprozesses. Ein passiver Fonds, der eine zufällig zusammengestellte Benchmark abbildet, kann das nicht leisten. 

Wenn wir im nächsten Jahr wieder auf unserem Kapitalmarktpodium zusammensitzen und auf das Anlagejahr 2026 zurückblicken, bin ich sicher, dass sich der Nebel um die derzeitigen Hype-Themen gelichtet und sich die Spreu vom Weizen getrennt hat. 

 

Wie sieht Ihre Anlagestrategie für 2026 aus?? 

Ich freue mich über Ihre Anregungen unter leitwolfsview@lupusalpha.de 

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PR-Managerin, Communications
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