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27.05.2025

Erratische Politik, extreme Märkte: Worauf es bei hoher Unsicherheit ankommt

Die Ankündigung drastischer Zölle durch die US-Regierung sowie das anschließende Moratorium haben die Märkte in den letzten Wochen in ein Wechselspiel aus Euphorie und Panik getrieben. Rekordgewinne und historische Abstürze lagen nur Tage auseinander. Unternehmen wie Amazon oder Intel verzichten seither auf belastbare Geschäftsausblicke und bereits im ersten Quartal schrumpfte das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3%. Angesichts dieser wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit bleibt nur eines: die ruhige Hand.

Seit dem sogenannten 'Liberation Day' und der Ankündigung drastischer Zölle durch die Trump-Regierung herrscht große Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Der US-Präsident ist zwar inzwischen wieder zurückgerudert und hat das 90-tägige Zoll-Moratorium ausgerufen, doch statt Beruhigung brachte es nur weitere Ungewissheit, die Investoren, Unternehmen und Konsumenten gleichermaßen lähmt. 

In dieser Gemengelage verzichten immer mehr US-Unternehmen auf belastbare Geschäftsausblicke – ein klares Zeichen tiefgreifender Verunsicherung. Caterpillar etwa erklärt, dass die „volatilen globalen Rahmenbedingungen" eine verlässliche Planung unmöglich machten. Ähnlich äußern sich Konzerne wie 3M, Nike, Intel, Amazon oder Apple. Sie alle verzichten auf Prognosen und verweisen abwechselnd auf Zölle, Handelsrichtlinien oder Rezessionsängste. 

Makroökonomische und politische Schieflage

Bereits im ersten Quartal schrumpfte das US-BIP um 0,3 % – also schon vor Verkündung der Zölle! Jetzt stocken Unternehmen ihre Lager auf, um den Strafzöllen zuvorzukommen. Steigende Importe, verhaltener Konsum und auch die sinkenden Staatsausgaben drücken weiter auf das Wachstum. Keine guten Aussichten für die größte Volkswirtschaft der Welt.

Hinzu kommt die Angst vor einer Stagflation. Denn Fed-Chef Jerome Powell warnt weiterhin vor Inflationsrisiken, auch wenn er von Trump beharrlich und teils massiv unter Druck gesetzt wird. Das Rütteln an der Unabhängigkeit der Fed erschüttert das Vertrauen in US-Treasuries als sicheren Hafen. Kapital fließt in großem Stil in Gold – auch das ein überdeutlicher Ausdruck grassierender Unsicherheit.

Märkte im Ausnahmezustand

Die Aktienmärkte spiegeln das in beispielloser Weise wider, der April war ein Monat der Extreme: Am 04.04. haben wir mit -5,96 % erst den schwächsten Handelstag für den S&P 500 seit März 2020 gesehen, wenige Tage später, am 09.04., dann mit +9,52 % den besten seit Oktober 2008. In diesen Tagen sprang der Index einmal innerhalb von acht Minuten um 5,89 % – ausgelöst von Gerüchten über einen möglichen Zollaufschub. Nach einem Dementi fiel der Markt binnen einer halben Stunde wieder auf sein Ausgangsniveau zurück. Der Volatilitätsindex VIX schloss zeitweise über 50 – ein Niveau, das seit der Jahrtausendwende nur während der globalen Finanzkrise und der Corona-Pandemie erreicht wurde. Auch die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe kletterte innerhalb weniger Tage von 3,86 % auf 4,59 % – ein ungewöhnlich starker Ausschlag.

Was wir hier erleben, ist keine normale Marktschwankung. Risiko ist kalkulierbar, Unsicherheit nicht. Diese Unsicherheit dominiert derzeit die Märkte. Sie ist das Resultat einer erratischen US-Wirtschafts- und Außenpolitik, die kurzfristige Effekte über langfristige Stabilität stellt.

In diesem Umfeld braucht es eine ruhige Hand:

1. Stick to the Plan

Wer eine durchdachte, langfristige Anlagestrategie basierend auf einer strategischen Asset Allocation verfolgt, sollte jetzt nicht vom Kurs abweichen. Seine Strategie ändern sollte man als weitsichtiger Investor nie unter akutem Druck, sondern immer nur souverän in ruhigen Phasen. Wer seinen Plan kennt, kann auch bei Unsicherheit gelassen bleiben. 

2. Diversifikation überdenken

Doch innerhalb einer bestehenden Asset Allocation lässt sich die Diversifikation durchaus optimieren, mit Blick auf Regionen, Investmentstile, -strategien oder Risikoprämien. Aktuell zum Beispiel verdienen Europa und Deutschland angesichts der extremen Unsicherheit am US-Markt sowie bei Big Tech eine neue Bewertung. Wer breit aufgestellt ist, kann Schocks besser abfedern.

3. Volatilität aushalten

Wer seiner breit diversifizierten Asset Allocation vertraut, muss Volatilität nicht fürchten – selbst wenn diese extrem ist. Im Gegenteil: Wer Schwankungen als Chance begreift statt als Bedrohung, gewinnt einen entscheidenden Vorteil. Für langfristigen Anlageerfolg ist es nicht nötig, Volatilität zu vermeiden – man muss nur lernen, mit ihr zu leben. 

4. Absicherungsstrategien ergänzen

Es lässt sich jedoch nicht leugnen: Die Volatilität hat zugenommen, strukturell, global und vermutlich auch dauerhaft. Da kann es sein, dass die Asset Allocation zwar ausgewogen ist, aber nicht mehr zur eigenen Risikotoleranz passt. Wer ein bestimmtes Maß an Volatilität vor sich selbst, seinen Gremien und seinen Anlegern nicht mehr verantworten kann, für den sind Absicherungsstrategien kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

5. Antizyklisch denken

Es lohnt sich, auch im Rahmen von Regulierung, Richtlinien und Zahlungsverpflichtungen vorhandene Spielräume für antizyklisches Investieren zu nutzen. Die besten Investmentchancen entstehen oft dort, wo die Stimmung am schlechtesten ist. Wer jetzt in Märkte, Segmente, Strategien und Prämien investiert, die unter Druck stehen, kann überdurchschnittliche Renditen erzielen. Antizyklisches Handeln heißt: Nicht dem Lärm folgen, sondern der Logik.

Die ruhige Hand als Erfolgsfaktor

Die Märkte sind hoch nervös, die Politik ist unberechenbar, die Wirtschaft fragil. Doch genau in solchen Phasen zeigt sich, wer vorbereitet ist – und wer nicht. Mit einem klaren Plan, einer breiten Diversifikation, der Bereitschaft zur Absicherung und dem Mut zum antizyklischen Denken können Anleger auch in dieser von extremer Unsicherheit geprägten Zeit Kurs halten. Die ruhige Hand ist kein Zeichen von Passivität – sie ist Ausdruck von Stärke, Erfahrung und Weitsicht. Und sie ist heute wichtiger denn je.

Wie gehen Sie mit der aktuellen Unsicherheit um?

Ich freue mich über Ihre Anregungen unter leitwolfsview@lupusalpha.de

Weitere Informationen
Allgemeine Fragen oder Anregungen:
Annett Haubold
PR-Managerin, Communications
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