top
29.04.2025

Hier spielt die Musik! Es ist höchste Zeit, wieder auf Europa zu schauen

An den europäischen Kapitalmärkten dominieren derzeit zwei divergierende Kräfte: Auf der einen Seite sorgen die Auswirkungen der schwer einschätzbaren, teils disruptiven US-Politik für Unsicherheit. Auf der anderen Seite versprechen die angekündigten Ausgabenprogramme für Verteidigung und Infrastruktur außerordentliche Wachstumsimpulse. Anleger sollten Ruhe bewahren und sich auf die Fakten konzentrieren - die eindeutig für Europa sprechen.

Tagesschwankungen an den Aktienmärkten von mehr als 12 Prozent erlebt man nicht häufig. Auch nicht mit über 30 Jahren Erfahrung im Portfolio Management. So werden mir die Handelstage nach dem sogenannten "Liberation Day" Anfang dieses Monats noch lange in Erinnerung bleiben.

Auch wenn der US-Präsident inzwischen zurückgerudert ist und die Märkte sich weitgehend beruhigt haben, verbleiben irreparable Schäden. Denn ganz unabhängig davon, wie hoch die Zölle sind (und ob diese korrekt berechnet wurden...), war Trumps Ankündigung vor allem ein symbolischer Bruch mit der bisherigen Ordnung des Welthandels. Innerhalb nur eines Tages hat er die Weltwirtschaft ins Chaos gestürzt und eine Vertrauenskrise herbeigeführt, die über den Tag hinauswirkt.

Schade, denn eigentlich lief es vorher ganz gut mit der Konjunktur, und auch die Inflation hatten wir weitgehend in den Griff bekommen. Für die Weltwirtschaft wirkt Trumps Handelskrieg wie ein externer Schock mit schwer abschätzbaren Konsequenzen. Vor allem aber sorgt er für Unsicherheit, und die ist bekanntlich Gift für jede Art von Investition.

In unsicheren Situationen hat mir bisher immer geholfen, mich auf Fakten und fundamentale Tatsachen zu fokussieren. Und die sind in dieser Gemengelage durchaus vielversprechend für Europa. Besonders deutlich wird dies mit Blick auf die kleinen und mittleren Unternehmen, die in den letzten Jahren wenig im Fokus der Anleger standen.
 

Hier ist meine "Top 7", warum Anleger jetzt auf Europa und den europäischen Mittelstand schauen sollten:

  1. Historisch niedrige Bewertungen

    Durch die Fokussierung der Investoren auf Technologietitel und hochliquide Large Caps hat sich in den letzten drei Jahren eine deutliche Unterbewertung bei Small & Mid Caps in Europa ausgebildet. Sie notieren derzeit mit einem Abschlag von rund 25 Prozent auf ihr langfristiges Durchschnitts-KGV von 14,4 und einem Discount von knapp 30 Prozent auf Large Caps. Zwar hat das Sentiment Anfang 2025 begonnen zu drehen, dennoch ist für kleine und mittlere Werte noch viel Luft nach oben.

  2. Massive Investitionsprogramme sorgen für Wachstumsimpulse

    Die EU stellt im kommenden Jahr 800 Milliarden Euro für die Verteidigung bereit. Gleichzeitig will Deutschland mit ihrem im März verabschiedeten Infrastrukturpaket massiv investieren - bis zu 500 Milliarden Euro innerhalb von zwölf Jahren in den Schienenverkehr, in die digitale Infrastruktur, in Energienetze und in den Klimaschutz. Hinzu kommt die Lockerung der Schuldenbremse, die eine Kreditaufnahme für Verteidigungsausgaben über 1 Prozent des BIP ermöglicht. Dies sollte das Wirtschaftswachstum im Euroraum deutlich ankurbeln. Schätzungen gehen von einer Erhöhung des Potenzialwachstums von 0,8 Prozentpunkten in Europa und sogar 1,5 für Deutschland aus.

  3. Der Mittelstand profitiert von "Zweitrundeneffekten"

    Wer bei den Ausgabenprogrammen nur an die offensichtlichen Nutznießer wie Bau- und Rüstungsunternehmen denkt, springt zu kurz: Hinter diesen stehen eine Vielzahl von Zulieferern und spezialisierten Anbietern, die vom steigenden Auftragsvolumen ebenfalls profitieren. Die Wertschöpfungskette ist lang und reicht von Unternehmen mit der industriellen Fertigung von Vorprodukten über Hersteller technischer Komponenten bis hin zu Entwicklern und Planungsunternehmen für Infrastrukturprojekte. Für diese Bereiche ist das Segment der europäischen Small & Mid Caps geradezu ideal positioniert.

  4. Es muss nicht immer Microsoft sein

    Die USA sind im Bereich der generativen KI ohne Frage führend. Das Beispiel DeepSeek hat jedoch gezeigt, dass sich auch mit deutlich geringeren Kosten und Rechenkapazitäten intelligente Sprachmodelle entwickeln lassen. Auch in Europa gibt es viele Firmen, die sich erfolgreich rund um KI positioniert haben. Dabei handelt es sich vor allem um kleine und mittlere Unternehmen, die sich auf die nächste Stufe von KI spezialisiert haben, zum Beispiel so genannte "Enabler" im Bereich IT- oder R&D-Services sowie KI-Applikationen. Hier ist Engineering-Kompetenz gefragt - und da hat traditionell Europa die Nase vorn.

  5. Ende des Ukraine-Krieges in greifbarer(er) Nähe

    Die Aufnahme von Gesprächen zwischen den USA, Russland und der Ukraine über ein Ende des Krieges - so umstritten Vorgehensweise und Bedingungen derzeit sein mögen - sind ein positives Signal für die europäischen Kapitalmärkte. Viele Anleger hatten sich nach Ausbruch des Krieges angesichts der geopolitischen Risiken aus dem europäischen Raum zurückgezogen. Nach einem möglichen Kriegsende würde Europa wieder als investierbar gelten und damit als Segment für die Aktienanlage wieder stärker ins Blickfeld der Anleger rücken.

  6. Die Deregulierung kommt - endlich

    Der Druck auf die EU, endlich Deregulierungen vorzunehmen, ist in den letzten Monaten stark gestiegen. Die EU-Kommission hat nun ein umfassendes Programm aufgelegt, das bestehende Gesetze vereinfachen soll, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu stärken. Allen voran soll der Green Deal kritisch hinterfragt und die Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung abgeschwächt werden. Das ist ein positives Signal für Europas börsennotierte Unternehmen und damit auch für die Kapitalmarktanleger.

  7. Fundamental gut aufgestellt

    Nicht zuletzt sind die strukturellen Stärken der mittelständischen Unternehmen in Europa unverändert intakt: Als Marktführer in ihrer Nische verfügen die Besten unter ihnen über hohe Gewinnmargen, eine starke Preissetzungsmacht und ein hohes Wachstumspotenzial. Zahlreiche europäische Firmen nehmen Schlüsselpositionen in Zukunftstechnologien und Innovationsfeldern wie Elektrifizierung, Digitalisierung, 3D-Druck, Robotik und personalisierte Medizin ein, um nur einige zu nennen.

Beim Blick auf diese Fakten bin ich davon überzeugt, dass die positiven Effekte der geplanten Maßnahmen in Europa die momentanen globalen Unsicherheiten überkompensieren und zu einer Renaissance von Europa als Anlageregion führen werden. Auch aus Diversifizierungsgründen und um dem absehbar schwächeren US-Dollar zu entkommen, gehe ich davon aus, dass Investoren weitere Reallokationen aus US-Anlagen in Richtung Europa vornehmen werden.

Dabei sollten sie auch einen Blick in die zweite und dritte Reihe werfen. Noch sind die Bewertungen bei europäischen Small & Mid Caps niedrig und der Einstieg günstig. Wer jetzt investiert, deckt die gesamte Bandbreite der Wirtschaft mit ihrer Vielfalt an Branchen und Geschäftsmodellen ab und partizipiert gleichzeitig an den absehbaren Kurssteigerungen des europäischen Mittelstands.

-----------------

Was spricht aus Ihrer Sicht für Europa als Anlageregion?

Ich freue mich über Ihre Anregungen unter leitwolfsview@lupusalpha.de

Weitere Informationen
Allgemeine Fragen oder Anregungen:
Annett Haubold
PR-Managerin, Communications
+49 69 / 36 50 58 - 7403
PRESSE
Pia Kater
Pressesprecherin, Communications
+49 69 / 36 50 58 - 7401
ZUM PRESSEBEREICH