Lupus alpha Volatility Risk-Premium
Zur Erinnerung: Die implizite, also von den Marktteilnehmern für die Zukunft erwartete Volatilität eines Aktienmarktes, liegt im langfristigen Durchschnitt über der dann tatsächlich beobachteten, also realisierten Volatilität. Diese Tatsache machen sich Short-Vola-Fonds zunutze, indem sie Volatilität in Form von Derivaten an andere Marktteilnehmer verkaufen, die ihre Portfolios gegen das Risiko zu hoher Volatilität absichern wollen. Dafür kassieren die Short-Vola-Fonds Prämien und sammeln diese als Erträge für ihre Investoren ein.
Wie hoch die täglich realisierte Volatilität sein darf, damit ein Short-Vola-Fonds positive Erträge erzielt, hängt von der verkauften impliziten Volatilität ab und lässt sich relativ leicht berechnen. 28 Prozent implizite Volatilität über 20 Tage zum Beispiel bedeuten erwartete Tagesbewegungen von 1,75 Prozent. Liegen die tatsächlichen Schwankungen darunter, verdient die Strategie Geld. Liegen sie darüber, sind die Verluste höher als die Prämieneinnahmen und die Strategie verliert Geld.
Das schwierigste Jahr überhaupt
Daraus ergibt sich erstens, dass das Niveau der Volatilität unerheblich für die Strategie ist, weil es allein auf die Differenz zwischen impliziter und realisierter Volatilität ankommt. Und zweitens: Große oder gar extreme Marktbewegungen sind für Short-Vola-Strategien immer schlecht, weil sie dann am meisten Geld verlieren. Schauen wir uns am Beispiel des US-Aktienmarktes an, wann es solche extremen Marktbewegungen gegeben hat, stellen wir fest, dass die dort realisierte Volatilität nur 1929 und 1987 höher gewesen ist als im März (siehe Grafik). Allerdings hat es damals noch nicht den Derivatemarkt gegeben, wie wir ihn heute kennen, die beiden Jahre eignen sich daher nur bedingt für einen Vergleich. Ziehen wir also 2008/09 für unsere weiteren Überlegungen heran, dürfen wir feststellen, dass der Ausschlag der Volatilität 2020 viel stärker als 2008 war, was für die USA ebenso gilt wie für Europa