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Lupus alpha Smaller German Champions

07.03.2022

„Wir richten unser Anlageverhalten nicht am aktuellen Marktgeschehen aus.“

Interview mit Björn Glück, Partner und Portfolio Manager des Lupus alpha Smaller German Champions

Weltpolitik und -wirtschaft halten die Märkte in Atem – und die Märkte die Anleger. Die Frage drängt sich auf, wie umgehen mit dieser nicht einfachen Situation? Björn Glück, Portfolio Manager des Lupus alpha Smaller German Champions, hat in seinen 17 Jahren als Experte für deutsche Nebenwerte schon so manche Marktverwerfung miterlebt und sieht keinen Grund, seine grundsätzliche Überzeugung abzulegen: Krisen kommen und gehen – allein die Qualität der Unternehmen zählt.

 

Björn Glück, Partner und Portfolio Manager des Lupus alpha Smaller German Champions

Die ersten zwei Monate 2022 sind für Aktienanleger wenig erfreulich verlaufen, auch deutsche Nebenwerte notieren deutlich tiefer als zu Jahresbeginn. Wie sieht Ihre Analyse aus?

Björn Glück: „Wir kennen die beherrschenden Themen – der Ukraine-Krieg, Inflationssorgen und Zinsängste, die Growth- Value-Rotation und einiges mehr. Diese Makrothemen drücken zwar massiv auf die Kurse, aber für uns als Stockpicker ist vor allem wichtig, dass sich dadurch nicht die Qualität unserer Portfoliounternehmen verändert hat. Sie sind fundamental noch immer so gut wie zuvor. Ihre Ertragskraft, ihre Marktstellung, ihre langfristige Chance-Risiko-Perspektive - darauf kommt es langfristig an. Selbst wenn wir jetzt in konjunkturell schwierigere Fahrwasser kommen sollten, sind diese Unternehmen hervorragend aufgestellt, um gut durch solche Zeiten zu kommen.“

 

Mancher Anleger will jetzt erst einmal abwarten oder ist sogar versucht, sich von Aktien zu trennen, um auf bessere Zeiten zu warten. Was halten Sie von dieser Strategie?

Glück: „Wir halten wenig davon, unser Anlageverhalten am aktuellen Marktgeschehen auszurichten. Ein Fonds wie der Lupus alpha Smaller German Champions ist stets voll investiert, und seine langfristige Wertentwicklung spricht sehr für diesen Ansatz. Eigentlich geht es beim ‚Abwarten‘ um die Frage, ob man den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg findet, und das ist nichts anderes als Timing. Wir wissen, dass das nicht funktioniert. Wer die besten zehn Handelstage im Jahr verpasst, der verschenkt besonders viel Rendite. Nehmen Sie den MDAX letztes Jahr: Inklusive der besten zehn Tage erreichte er 13,48 %, ohne nur ein Minus von -4,51 %. Und 2020 war der Unterschied noch deutlich größer.“

 

Man könnte stattdessen versuchen, die schlechtesten Tage des Jahres zu vermeiden …

Glück: „Ich denke, wer die schlechtesten Tage vermeidet, der vermeidet ohne es zu wollen auch die besten Tage. Frei nach Kostolany. Nicht umsonst sagen wir langfristig orientierten Investoren ‚Time in the Market ist besser als Timing the Market‘.“

 

Wo sehen Sie denn derzeit die Chancen?

Glück: „Wenn der Markt in seiner ganzen Breite fällt, ist das ein Momentum, dem man sich nicht entziehen kann – man kann sich nirgendwo verstecken. Nach meiner Erfahrung ist es in einer solchen Marktphase am besten, mit aktivem Management Bewertungschancen zu nutzen. Gerade im Technologiesektor, der besonders abgestraft worden ist, finden wir Unternehmen mit einer führenden Marktposition, einem hohen Free-Cashflow und ordentlichen Kapitalrenditen. Das sind Werte, die in den vergangenen Wochen stark gefallen und deshalb wieder attraktiv bewertet sind.“

 

Nun lassen sich gewisse Themen nicht wegdiskutieren, die ein Geschäftsmodell belasten können, etwa die gestörten Lieferketten.

Glück: „Sicher, die Hersteller von Ausrüstungsgütern werden dieses Jahr darunter leiden, auch unter den erhöhten Preisen für Vorprodukte. Aber das ist bei ausgewählten Aktien schon mehr als eingepreist. Einige könnten sogar positiv überraschen, Automobilzulieferer zum Beispiel. Deutsche Mittelständler der Old Economy werden tendenziell unterschätzt. Wir mögen diese Werte, weil sie enorm flexibel sind und gelernt haben, sich schnell auf neue Rahmenbedingungen einzustellen. Das gilt auch für den Gesundheitssektor. Unternehmen aus dem Medizinbereich dürften im aktuellen Marktumfeld ihre defensive Qualität zeigen. Stabil steigende Gewinne dank einer strukturell steigenden Nachfrage, kombiniert mit vernünftigen Bewertungen, dürften für gewisse Aktien ein Erfolgsfaktor sein.“

 

Was steckt hinter der Rotation von Growth- zu Value-Aktien?

Glück: „Die Erwartung höherer Zinsen ist Auslöser dieser Entwicklung. Finanzierungsrunden für Wachstumsunternehmen werden teurer und manche Geschäftsmodelle könnten in Bedrängnis geraten. Außerdem funktioniert die Bewertung von Aktien so, dass in Zukunft erwartete Gewinne auf die Gegenwart abgezinst werden. Gerade die Gewinnerwartungen für Growth-Aktien fußen häufig auf sehr optimistischen Annahmen. Höhere Zinsen drücken deshalb besonders stark auf ihre Bewertung und damit auf die Kurse.“

 

Wie gehen Sie mit dieser Rotation um?

Glück: „Wir halten an unserem fundamentalen Stockpicking Ansatz fest – die ‚zittrige Hand‘ erzielt meist nicht die besseren Anlageergebnisse. Wir beobachten Trendwechsel kritisch, lassen uns aber nicht davon verunsichern. Ein Top-Down-Wechsel der Favoriten an den Kapitalmärkten ist für sich genommen kein Grund für eine Investition. Am Ende setzen sich immer die qualitativ guten Unternehmen durch, die nachhaltige und ordentliche Gewinne erwirtschaften – egal, ob sie zur Value- oder zur Growth-Fraktion gehören.“

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