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leitwolfs view - Die Kolumne von Lupus alpha

Lupus alpha

31.10.2023

Europa kann Technologie!

Europa spielt technologisch schon lange nicht mehr in der ersten Liga. Auch Deutschland hat viel Potenzial verschenkt, wie die Beispiele Solarenergie und Windkraft sowie jüngst die Elektromobilität zeigen. Nach dem aktuellen Ausstieg aus der Entwicklung der für das autonome Fahren wichtigen Lidar-Sensoren steht Deutschland nun bei einer weiteren Zukunftstechnologie blank da. Doch es gibt einen Hoffnungsträger: Künstliche Intelligenz.

von Marcus Ratz, Partner und Portfolio Manager Small & Mid Caps Europa

Zugegeben, es gibt derzeit wenige gute Nachrichten. Geopolitisch leider ohnehin, aber auch aus der heimischen Wirtschaft fehlen positive Nachrichten und Impulse.

Besonders düster sieht es bei neuen Technologien aus. Die Zahl der deutschen Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt stagniert seit Jahren, bei den Anmeldungen in digitale Schlüsseltechnologien kommen deutlich weniger aus Deutschland als aus China, Japan und den USA. Zudem wird nicht jede Erfindung automatisch zur Innovation. Deutschland ist zwar traditionell erfinderisch, aber die Früchte sammeln oft andere ein. So liegt Deutschland im WIPO Global Innovation Index 2023 auch nur auf Rang 8, die Schweiz, Schweden und die USA dagegen auf den Top 3. Warum ist das so? Was machen diese Länder besser?

Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind die verkrusteten Strukturen und Prozesse in Politik und Verwaltung bei uns offenbar geworden. Seit Jahren geht es in Deutschland nur noch um Bewahrung und Umverteilung des Erreichten statt um die aktive Förderung von privaten Initiativen, Innovationen und eigenverantwortlichem Handeln. Daran hat auch die Ampelkoalition bisher nichts wesentlich geändert. Wir sind heute längst kein Innovationsweltmeister mehr, sondern Weltmeister im Bedenkentragen, im Debattieren des kleinsten gemeinsamen Nenners – und im Regulieren.

Hurra, wieder Regulierungsweltmeister!

Auch bei der Künstlichen Intelligenz (KI) scheinen wir derzeit unsere Chancen zu verspielen. Inzwischen werden etwa drei Viertel der großen KI-Modelle in den USA und 15 Prozent in China entwickelt. Während Washington und Peking Milliarden in KI- und Blockchain-Technologien investieren, fehlt von solchen Kraftanstrengungen in Deutschland jede Spur. Statt Pioniergeist und Ambition regiert mal wieder die German Angst.

Das hat sich besonders beim Thema Regulierung gezeigt. Statt sich für eine innovationsfreundliche Regulierung für KI einzusetzen, hat die Bundesregierung die risikoüberbetonenden und teils innovationsfeindlichen Verordnungen im Rahmen des AI Acts der EU bereitwillig durchgewunken. Nun ist man stolz auf das weltweit erste umfassende KI-Gesetz, das den Einsatz von KI ab 2026 in der EU regeln soll. Toll! Ein Gesetz haben wir schon mal, nur noch keinen Mehrwert geschaffen...

Es steht außer Frage, dass wir eine Regulierung brauchen. Eine KI, die verantwortungsvoll und im Einklang mit unseren europäischen Werten entwickelt und angewendet wird, bietet einmalige Chancen. Laut einer aktuellen Studie von McKinsey könnte sich das Wirtschaftswachstum dank generativer KI weltweit jährlich um bis zu 4,4 Billionen US-Dollar erhöhen. Damit wir ein Stück von diesem Kuchen abbekommen, müssen wir aber mit Augenmaß regulieren und nicht ein Regelwerk ins Leben rufen, das Innovationen von vornherein ausbremst!

Dennoch: Es gibt auch Lichtblicke

Tatsächlich hat KI in Deutschland eine lange Historie. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Hauptsitz in Kaiserslautern forscht schon seit 35 Jahren an KI für den Menschen – zu einer Zeit, als diese Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten noch gänzlich unbekannt waren! Und auch wenn derzeit alle Aufmerksamkeit auf ChatGPT liegt, gibt es auch bei uns vielversprechende Initiativen im Bereich generativer KI.

Aleph Alpha aus Heidelberg zum Beispiel. Gründer Jonas Andrulis ist mit seinem Start-up die derzeit größte europäische KI-Hoffnung. Mit dem Sprachmodell "Luminous", das bereits in der Landesverwaltung in Baden-Württemberg im Einsatz ist, tritt er in direkte Konkurrenz zu OpenAI und ChatGPT. Nur mit dem wesentlichen Vorteil, dass für die Nutzer von Luminous nachvollziehbar ist, woher die KI ihre Informationen bezieht. Mit Intel und SAP sind kürzlich sehr prominente Geldgeber in das Start-up eingestiegen. Zudem wird Aleph Alpha Partner des Innovationsparks Künstliche Intelligenz (Ipai) in Heilbronn, mit dem das Land Baden-Württemberg und die Stiftung des Lidl- und Kaufland Gründers Dieter Schwarz das größte KI-Zentrum Europas aufbauen wollen.

Es muss nicht immer Microsoft sein

Solche Gründungen sind spannend und machen Mut. Als Fondsmanager schaue ich aber natürlich eher auf bereits börsennotierte Unternehmen. Und hier gibt es in Europa eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich erfolgreich rund um KI positioniert haben. Dabei handelt es sich meist nicht um die großen, namhaften Konzerne, sondern eher um kleine und mittlere Unternehmen. Globale Nischenplayer, die oft Marktführer in ihrem Segment und gerade aufgrund ihrer Größe besonders innovativ und anpassungsfähig sind.

Interessant finde ich zum Beispiel die so genannten "Enabler". Das sind IT-Service-Unternehmen wie die italienische Reply oder die französische Alten Group im R&D-Service-Bereich, die ihren Kunden KI-Projekte umzusetzen helfen und zusätzlich von besserer Produktivität beim Einsatz von KI im eigenen Unternehmen profitieren. Oder das britische Unternehmen Darktrace, das weltweit führend im Bereich Cyber-KI ist und diese nutzt, um ungewöhnliches Verhalten in IT-Systemen aufzuspüren und damit Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen. Weltweit führend ist auch die deutsche Firma Evotec im Bereich der Wirkstoffforschung und -entwicklung. Sie setzt KI ein, um neue Wirkstoffe schneller auf den Markt zu bringen. Und schließlich haben wir in Europa sehr erfolgreiche Tech-Provider im Halbleiterbereich, wie zum Beispiel ASMI aus den Niederlanden und Aixtron aus Deutschland, die Maschinen für die Beschichtung von Wafern produzieren und insofern stark vom KI-Boom profitieren.

Eldorado für Stockpicker

Angesichts solcher Erfolgsgeschichten mache ich mir keine Sorgen, dass wir die Chancen von KI nicht nutzen werden. Wichtig ist nur, dass wir der Innovationskraft unserer Unternehmen nicht die Dynamik entziehen - etwa mit übertriebener Regulierung oder zu viel Bürokratie. Im Gegenteil: Die Unternehmen brauchen Freiräume und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen!

Und als Investor? Freue ich mich über den KI-Boom - egal, ob er von den großen Tech-Konzernen jenseits des Atlantiks oder denen in Asien getrieben wird. Die Unternehmen in Europa profitieren auf ihre Weise intelligent davon. Da europäische Nebenwerte derzeit auch noch historisch niedrige Bewertungen aufweisen, bieten sie aktuell eine seltene Einstiegsmöglichkeit und somit beste Opportunitäten für aktives Stock Picking.

 

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Lupus alpha

31.10.2023

Europa kann Technologie!

Europa spielt technologisch schon lange nicht mehr in der ersten Liga. Auch Deutschland hat viel Potenzial verschenkt, wie die Beispiele Solarenergie und Windkraft sowie jüngst die Elektromobilität zeigen. Nach dem aktuellen Ausstieg aus der Entwicklung der für das autonome Fahren wichtigen Lidar-Sensoren steht Deutschland nun bei einer weiteren Zukunftstechnologie blank da. Doch es gibt einen Hoffnungsträger: Künstliche Intelligenz.

von Marcus Ratz, Partner und Portfolio Manager Small & Mid Caps Europa

Zugegeben, es gibt derzeit wenige gute Nachrichten. Geopolitisch leider ohnehin, aber auch aus der heimischen Wirtschaft fehlen positive Nachrichten und Impulse.

Besonders düster sieht es bei neuen Technologien aus. Die Zahl der deutschen Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt stagniert seit Jahren, bei den Anmeldungen in digitale Schlüsseltechnologien kommen deutlich weniger aus Deutschland als aus China, Japan und den USA. Zudem wird nicht jede Erfindung automatisch zur Innovation. Deutschland ist zwar traditionell erfinderisch, aber die Früchte sammeln oft andere ein. So liegt Deutschland im WIPO Global Innovation Index 2023 auch nur auf Rang 8, die Schweiz, Schweden und die USA dagegen auf den Top 3. Warum ist das so? Was machen diese Länder besser?

Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind die verkrusteten Strukturen und Prozesse in Politik und Verwaltung bei uns offenbar geworden. Seit Jahren geht es in Deutschland nur noch um Bewahrung und Umverteilung des Erreichten statt um die aktive Förderung von privaten Initiativen, Innovationen und eigenverantwortlichem Handeln. Daran hat auch die Ampelkoalition bisher nichts wesentlich geändert. Wir sind heute längst kein Innovationsweltmeister mehr, sondern Weltmeister im Bedenkentragen, im Debattieren des kleinsten gemeinsamen Nenners – und im Regulieren.

Hurra, wieder Regulierungsweltmeister!

Auch bei der Künstlichen Intelligenz (KI) scheinen wir derzeit unsere Chancen zu verspielen. Inzwischen werden etwa drei Viertel der großen KI-Modelle in den USA und 15 Prozent in China entwickelt. Während Washington und Peking Milliarden in KI- und Blockchain-Technologien investieren, fehlt von solchen Kraftanstrengungen in Deutschland jede Spur. Statt Pioniergeist und Ambition regiert mal wieder die German Angst.

Das hat sich besonders beim Thema Regulierung gezeigt. Statt sich für eine innovationsfreundliche Regulierung für KI einzusetzen, hat die Bundesregierung die risikoüberbetonenden und teils innovationsfeindlichen Verordnungen im Rahmen des AI Acts der EU bereitwillig durchgewunken. Nun ist man stolz auf das weltweit erste umfassende KI-Gesetz, das den Einsatz von KI ab 2026 in der EU regeln soll. Toll! Ein Gesetz haben wir schon mal, nur noch keinen Mehrwert geschaffen...

Es steht außer Frage, dass wir eine Regulierung brauchen. Eine KI, die verantwortungsvoll und im Einklang mit unseren europäischen Werten entwickelt und angewendet wird, bietet einmalige Chancen. Laut einer aktuellen Studie von McKinsey könnte sich das Wirtschaftswachstum dank generativer KI weltweit jährlich um bis zu 4,4 Billionen US-Dollar erhöhen. Damit wir ein Stück von diesem Kuchen abbekommen, müssen wir aber mit Augenmaß regulieren und nicht ein Regelwerk ins Leben rufen, das Innovationen von vornherein ausbremst!

Dennoch: Es gibt auch Lichtblicke

Tatsächlich hat KI in Deutschland eine lange Historie. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Hauptsitz in Kaiserslautern forscht schon seit 35 Jahren an KI für den Menschen – zu einer Zeit, als diese Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten noch gänzlich unbekannt waren! Und auch wenn derzeit alle Aufmerksamkeit auf ChatGPT liegt, gibt es auch bei uns vielversprechende Initiativen im Bereich generativer KI.

Aleph Alpha aus Heidelberg zum Beispiel. Gründer Jonas Andrulis ist mit seinem Start-up die derzeit größte europäische KI-Hoffnung. Mit dem Sprachmodell "Luminous", das bereits in der Landesverwaltung in Baden-Württemberg im Einsatz ist, tritt er in direkte Konkurrenz zu OpenAI und ChatGPT. Nur mit dem wesentlichen Vorteil, dass für die Nutzer von Luminous nachvollziehbar ist, woher die KI ihre Informationen bezieht. Mit Intel und SAP sind kürzlich sehr prominente Geldgeber in das Start-up eingestiegen. Zudem wird Aleph Alpha Partner des Innovationsparks Künstliche Intelligenz (Ipai) in Heilbronn, mit dem das Land Baden-Württemberg und die Stiftung des Lidl- und Kaufland Gründers Dieter Schwarz das größte KI-Zentrum Europas aufbauen wollen.

Es muss nicht immer Microsoft sein

Solche Gründungen sind spannend und machen Mut. Als Fondsmanager schaue ich aber natürlich eher auf bereits börsennotierte Unternehmen. Und hier gibt es in Europa eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich erfolgreich rund um KI positioniert haben. Dabei handelt es sich meist nicht um die großen, namhaften Konzerne, sondern eher um kleine und mittlere Unternehmen. Globale Nischenplayer, die oft Marktführer in ihrem Segment und gerade aufgrund ihrer Größe besonders innovativ und anpassungsfähig sind.

Interessant finde ich zum Beispiel die so genannten "Enabler". Das sind IT-Service-Unternehmen wie die italienische Reply oder die französische Alten Group im R&D-Service-Bereich, die ihren Kunden KI-Projekte umzusetzen helfen und zusätzlich von besserer Produktivität beim Einsatz von KI im eigenen Unternehmen profitieren. Oder das britische Unternehmen Darktrace, das weltweit führend im Bereich Cyber-KI ist und diese nutzt, um ungewöhnliches Verhalten in IT-Systemen aufzuspüren und damit Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen. Weltweit führend ist auch die deutsche Firma Evotec im Bereich der Wirkstoffforschung und -entwicklung. Sie setzt KI ein, um neue Wirkstoffe schneller auf den Markt zu bringen. Und schließlich haben wir in Europa sehr erfolgreiche Tech-Provider im Halbleiterbereich, wie zum Beispiel ASMI aus den Niederlanden und Aixtron aus Deutschland, die Maschinen für die Beschichtung von Wafern produzieren und insofern stark vom KI-Boom profitieren.

Eldorado für Stockpicker

Angesichts solcher Erfolgsgeschichten mache ich mir keine Sorgen, dass wir die Chancen von KI nicht nutzen werden. Wichtig ist nur, dass wir der Innovationskraft unserer Unternehmen nicht die Dynamik entziehen - etwa mit übertriebener Regulierung oder zu viel Bürokratie. Im Gegenteil: Die Unternehmen brauchen Freiräume und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen!

Und als Investor? Freue ich mich über den KI-Boom - egal, ob er von den großen Tech-Konzernen jenseits des Atlantiks oder denen in Asien getrieben wird. Die Unternehmen in Europa profitieren auf ihre Weise intelligent davon. Da europäische Nebenwerte derzeit auch noch historisch niedrige Bewertungen aufweisen, bieten sie aktuell eine seltene Einstiegsmöglichkeit und somit beste Opportunitäten für aktives Stock Picking.

 

leitwolfs view - Die Kolumne von Lupus alpha

Lupus alpha

31.10.2023

Europa kann Technologie!

Europa spielt technologisch schon lange nicht mehr in der ersten Liga. Auch Deutschland hat viel Potenzial verschenkt, wie die Beispiele Solarenergie und Windkraft sowie jüngst die Elektromobilität zeigen. Nach dem aktuellen Ausstieg aus der Entwicklung der für das autonome Fahren wichtigen Lidar-Sensoren steht Deutschland nun bei einer weiteren Zukunftstechnologie blank da. Doch es gibt einen Hoffnungsträger: Künstliche Intelligenz.

von Marcus Ratz, Partner und Portfolio Manager Small & Mid Caps Europa

Zugegeben, es gibt derzeit wenige gute Nachrichten. Geopolitisch leider ohnehin, aber auch aus der heimischen Wirtschaft fehlen positive Nachrichten und Impulse.

Besonders düster sieht es bei neuen Technologien aus. Die Zahl der deutschen Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt stagniert seit Jahren, bei den Anmeldungen in digitale Schlüsseltechnologien kommen deutlich weniger aus Deutschland als aus China, Japan und den USA. Zudem wird nicht jede Erfindung automatisch zur Innovation. Deutschland ist zwar traditionell erfinderisch, aber die Früchte sammeln oft andere ein. So liegt Deutschland im WIPO Global Innovation Index 2023 auch nur auf Rang 8, die Schweiz, Schweden und die USA dagegen auf den Top 3. Warum ist das so? Was machen diese Länder besser?

Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind die verkrusteten Strukturen und Prozesse in Politik und Verwaltung bei uns offenbar geworden. Seit Jahren geht es in Deutschland nur noch um Bewahrung und Umverteilung des Erreichten statt um die aktive Förderung von privaten Initiativen, Innovationen und eigenverantwortlichem Handeln. Daran hat auch die Ampelkoalition bisher nichts wesentlich geändert. Wir sind heute längst kein Innovationsweltmeister mehr, sondern Weltmeister im Bedenkentragen, im Debattieren des kleinsten gemeinsamen Nenners – und im Regulieren.

Hurra, wieder Regulierungsweltmeister!

Auch bei der Künstlichen Intelligenz (KI) scheinen wir derzeit unsere Chancen zu verspielen. Inzwischen werden etwa drei Viertel der großen KI-Modelle in den USA und 15 Prozent in China entwickelt. Während Washington und Peking Milliarden in KI- und Blockchain-Technologien investieren, fehlt von solchen Kraftanstrengungen in Deutschland jede Spur. Statt Pioniergeist und Ambition regiert mal wieder die German Angst.

Das hat sich besonders beim Thema Regulierung gezeigt. Statt sich für eine innovationsfreundliche Regulierung für KI einzusetzen, hat die Bundesregierung die risikoüberbetonenden und teils innovationsfeindlichen Verordnungen im Rahmen des AI Acts der EU bereitwillig durchgewunken. Nun ist man stolz auf das weltweit erste umfassende KI-Gesetz, das den Einsatz von KI ab 2026 in der EU regeln soll. Toll! Ein Gesetz haben wir schon mal, nur noch keinen Mehrwert geschaffen...

Es steht außer Frage, dass wir eine Regulierung brauchen. Eine KI, die verantwortungsvoll und im Einklang mit unseren europäischen Werten entwickelt und angewendet wird, bietet einmalige Chancen. Laut einer aktuellen Studie von McKinsey könnte sich das Wirtschaftswachstum dank generativer KI weltweit jährlich um bis zu 4,4 Billionen US-Dollar erhöhen. Damit wir ein Stück von diesem Kuchen abbekommen, müssen wir aber mit Augenmaß regulieren und nicht ein Regelwerk ins Leben rufen, das Innovationen von vornherein ausbremst!

Dennoch: Es gibt auch Lichtblicke

Tatsächlich hat KI in Deutschland eine lange Historie. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Hauptsitz in Kaiserslautern forscht schon seit 35 Jahren an KI für den Menschen – zu einer Zeit, als diese Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten noch gänzlich unbekannt waren! Und auch wenn derzeit alle Aufmerksamkeit auf ChatGPT liegt, gibt es auch bei uns vielversprechende Initiativen im Bereich generativer KI.

Aleph Alpha aus Heidelberg zum Beispiel. Gründer Jonas Andrulis ist mit seinem Start-up die derzeit größte europäische KI-Hoffnung. Mit dem Sprachmodell "Luminous", das bereits in der Landesverwaltung in Baden-Württemberg im Einsatz ist, tritt er in direkte Konkurrenz zu OpenAI und ChatGPT. Nur mit dem wesentlichen Vorteil, dass für die Nutzer von Luminous nachvollziehbar ist, woher die KI ihre Informationen bezieht. Mit Intel und SAP sind kürzlich sehr prominente Geldgeber in das Start-up eingestiegen. Zudem wird Aleph Alpha Partner des Innovationsparks Künstliche Intelligenz (Ipai) in Heilbronn, mit dem das Land Baden-Württemberg und die Stiftung des Lidl- und Kaufland Gründers Dieter Schwarz das größte KI-Zentrum Europas aufbauen wollen.

Es muss nicht immer Microsoft sein

Solche Gründungen sind spannend und machen Mut. Als Fondsmanager schaue ich aber natürlich eher auf bereits börsennotierte Unternehmen. Und hier gibt es in Europa eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich erfolgreich rund um KI positioniert haben. Dabei handelt es sich meist nicht um die großen, namhaften Konzerne, sondern eher um kleine und mittlere Unternehmen. Globale Nischenplayer, die oft Marktführer in ihrem Segment und gerade aufgrund ihrer Größe besonders innovativ und anpassungsfähig sind.

Interessant finde ich zum Beispiel die so genannten "Enabler". Das sind IT-Service-Unternehmen wie die italienische Reply oder die französische Alten Group im R&D-Service-Bereich, die ihren Kunden KI-Projekte umzusetzen helfen und zusätzlich von besserer Produktivität beim Einsatz von KI im eigenen Unternehmen profitieren. Oder das britische Unternehmen Darktrace, das weltweit führend im Bereich Cyber-KI ist und diese nutzt, um ungewöhnliches Verhalten in IT-Systemen aufzuspüren und damit Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen. Weltweit führend ist auch die deutsche Firma Evotec im Bereich der Wirkstoffforschung und -entwicklung. Sie setzt KI ein, um neue Wirkstoffe schneller auf den Markt zu bringen. Und schließlich haben wir in Europa sehr erfolgreiche Tech-Provider im Halbleiterbereich, wie zum Beispiel ASMI aus den Niederlanden und Aixtron aus Deutschland, die Maschinen für die Beschichtung von Wafern produzieren und insofern stark vom KI-Boom profitieren.

Eldorado für Stockpicker

Angesichts solcher Erfolgsgeschichten mache ich mir keine Sorgen, dass wir die Chancen von KI nicht nutzen werden. Wichtig ist nur, dass wir der Innovationskraft unserer Unternehmen nicht die Dynamik entziehen - etwa mit übertriebener Regulierung oder zu viel Bürokratie. Im Gegenteil: Die Unternehmen brauchen Freiräume und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen!

Und als Investor? Freue ich mich über den KI-Boom - egal, ob er von den großen Tech-Konzernen jenseits des Atlantiks oder denen in Asien getrieben wird. Die Unternehmen in Europa profitieren auf ihre Weise intelligent davon. Da europäische Nebenwerte derzeit auch noch historisch niedrige Bewertungen aufweisen, bieten sie aktuell eine seltene Einstiegsmöglichkeit und somit beste Opportunitäten für aktives Stock Picking.

 

leitwolfs view - Die Kolumne von Lupus alpha

Lupus alpha

31.10.2023

Europa kann Technologie!

Europa spielt technologisch schon lange nicht mehr in der ersten Liga. Auch Deutschland hat viel Potenzial verschenkt, wie die Beispiele Solarenergie und Windkraft sowie jüngst die Elektromobilität zeigen. Nach dem aktuellen Ausstieg aus der Entwicklung der für das autonome Fahren wichtigen Lidar-Sensoren steht Deutschland nun bei einer weiteren Zukunftstechnologie blank da. Doch es gibt einen Hoffnungsträger: Künstliche Intelligenz.

von Marcus Ratz, Partner und Portfolio Manager Small & Mid Caps Europa

Zugegeben, es gibt derzeit wenige gute Nachrichten. Geopolitisch leider ohnehin, aber auch aus der heimischen Wirtschaft fehlen positive Nachrichten und Impulse.

Besonders düster sieht es bei neuen Technologien aus. Die Zahl der deutschen Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt stagniert seit Jahren, bei den Anmeldungen in digitale Schlüsseltechnologien kommen deutlich weniger aus Deutschland als aus China, Japan und den USA. Zudem wird nicht jede Erfindung automatisch zur Innovation. Deutschland ist zwar traditionell erfinderisch, aber die Früchte sammeln oft andere ein. So liegt Deutschland im WIPO Global Innovation Index 2023 auch nur auf Rang 8, die Schweiz, Schweden und die USA dagegen auf den Top 3. Warum ist das so? Was machen diese Länder besser?

Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind die verkrusteten Strukturen und Prozesse in Politik und Verwaltung bei uns offenbar geworden. Seit Jahren geht es in Deutschland nur noch um Bewahrung und Umverteilung des Erreichten statt um die aktive Förderung von privaten Initiativen, Innovationen und eigenverantwortlichem Handeln. Daran hat auch die Ampelkoalition bisher nichts wesentlich geändert. Wir sind heute längst kein Innovationsweltmeister mehr, sondern Weltmeister im Bedenkentragen, im Debattieren des kleinsten gemeinsamen Nenners – und im Regulieren.

Hurra, wieder Regulierungsweltmeister!

Auch bei der Künstlichen Intelligenz (KI) scheinen wir derzeit unsere Chancen zu verspielen. Inzwischen werden etwa drei Viertel der großen KI-Modelle in den USA und 15 Prozent in China entwickelt. Während Washington und Peking Milliarden in KI- und Blockchain-Technologien investieren, fehlt von solchen Kraftanstrengungen in Deutschland jede Spur. Statt Pioniergeist und Ambition regiert mal wieder die German Angst.

Das hat sich besonders beim Thema Regulierung gezeigt. Statt sich für eine innovationsfreundliche Regulierung für KI einzusetzen, hat die Bundesregierung die risikoüberbetonenden und teils innovationsfeindlichen Verordnungen im Rahmen des AI Acts der EU bereitwillig durchgewunken. Nun ist man stolz auf das weltweit erste umfassende KI-Gesetz, das den Einsatz von KI ab 2026 in der EU regeln soll. Toll! Ein Gesetz haben wir schon mal, nur noch keinen Mehrwert geschaffen...

Es steht außer Frage, dass wir eine Regulierung brauchen. Eine KI, die verantwortungsvoll und im Einklang mit unseren europäischen Werten entwickelt und angewendet wird, bietet einmalige Chancen. Laut einer aktuellen Studie von McKinsey könnte sich das Wirtschaftswachstum dank generativer KI weltweit jährlich um bis zu 4,4 Billionen US-Dollar erhöhen. Damit wir ein Stück von diesem Kuchen abbekommen, müssen wir aber mit Augenmaß regulieren und nicht ein Regelwerk ins Leben rufen, das Innovationen von vornherein ausbremst!

Dennoch: Es gibt auch Lichtblicke

Tatsächlich hat KI in Deutschland eine lange Historie. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Hauptsitz in Kaiserslautern forscht schon seit 35 Jahren an KI für den Menschen – zu einer Zeit, als diese Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten noch gänzlich unbekannt waren! Und auch wenn derzeit alle Aufmerksamkeit auf ChatGPT liegt, gibt es auch bei uns vielversprechende Initiativen im Bereich generativer KI.

Aleph Alpha aus Heidelberg zum Beispiel. Gründer Jonas Andrulis ist mit seinem Start-up die derzeit größte europäische KI-Hoffnung. Mit dem Sprachmodell "Luminous", das bereits in der Landesverwaltung in Baden-Württemberg im Einsatz ist, tritt er in direkte Konkurrenz zu OpenAI und ChatGPT. Nur mit dem wesentlichen Vorteil, dass für die Nutzer von Luminous nachvollziehbar ist, woher die KI ihre Informationen bezieht. Mit Intel und SAP sind kürzlich sehr prominente Geldgeber in das Start-up eingestiegen. Zudem wird Aleph Alpha Partner des Innovationsparks Künstliche Intelligenz (Ipai) in Heilbronn, mit dem das Land Baden-Württemberg und die Stiftung des Lidl- und Kaufland Gründers Dieter Schwarz das größte KI-Zentrum Europas aufbauen wollen.

Es muss nicht immer Microsoft sein

Solche Gründungen sind spannend und machen Mut. Als Fondsmanager schaue ich aber natürlich eher auf bereits börsennotierte Unternehmen. Und hier gibt es in Europa eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich erfolgreich rund um KI positioniert haben. Dabei handelt es sich meist nicht um die großen, namhaften Konzerne, sondern eher um kleine und mittlere Unternehmen. Globale Nischenplayer, die oft Marktführer in ihrem Segment und gerade aufgrund ihrer Größe besonders innovativ und anpassungsfähig sind.

Interessant finde ich zum Beispiel die so genannten "Enabler". Das sind IT-Service-Unternehmen wie die italienische Reply oder die französische Alten Group im R&D-Service-Bereich, die ihren Kunden KI-Projekte umzusetzen helfen und zusätzlich von besserer Produktivität beim Einsatz von KI im eigenen Unternehmen profitieren. Oder das britische Unternehmen Darktrace, das weltweit führend im Bereich Cyber-KI ist und diese nutzt, um ungewöhnliches Verhalten in IT-Systemen aufzuspüren und damit Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen. Weltweit führend ist auch die deutsche Firma Evotec im Bereich der Wirkstoffforschung und -entwicklung. Sie setzt KI ein, um neue Wirkstoffe schneller auf den Markt zu bringen. Und schließlich haben wir in Europa sehr erfolgreiche Tech-Provider im Halbleiterbereich, wie zum Beispiel ASMI aus den Niederlanden und Aixtron aus Deutschland, die Maschinen für die Beschichtung von Wafern produzieren und insofern stark vom KI-Boom profitieren.

Eldorado für Stockpicker

Angesichts solcher Erfolgsgeschichten mache ich mir keine Sorgen, dass wir die Chancen von KI nicht nutzen werden. Wichtig ist nur, dass wir der Innovationskraft unserer Unternehmen nicht die Dynamik entziehen - etwa mit übertriebener Regulierung oder zu viel Bürokratie. Im Gegenteil: Die Unternehmen brauchen Freiräume und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen!

Und als Investor? Freue ich mich über den KI-Boom - egal, ob er von den großen Tech-Konzernen jenseits des Atlantiks oder denen in Asien getrieben wird. Die Unternehmen in Europa profitieren auf ihre Weise intelligent davon. Da europäische Nebenwerte derzeit auch noch historisch niedrige Bewertungen aufweisen, bieten sie aktuell eine seltene Einstiegsmöglichkeit und somit beste Opportunitäten für aktives Stock Picking.

 

leitwolfs view - Die Kolumne von Lupus alpha

Lupus alpha

31.10.2023

Europa kann Technologie!

Europa spielt technologisch schon lange nicht mehr in der ersten Liga. Auch Deutschland hat viel Potenzial verschenkt, wie die Beispiele Solarenergie und Windkraft sowie jüngst die Elektromobilität zeigen. Nach dem aktuellen Ausstieg aus der Entwicklung der für das autonome Fahren wichtigen Lidar-Sensoren steht Deutschland nun bei einer weiteren Zukunftstechnologie blank da. Doch es gibt einen Hoffnungsträger: Künstliche Intelligenz.

von Marcus Ratz, Partner und Portfolio Manager Small & Mid Caps Europa

Zugegeben, es gibt derzeit wenige gute Nachrichten. Geopolitisch leider ohnehin, aber auch aus der heimischen Wirtschaft fehlen positive Nachrichten und Impulse.

Besonders düster sieht es bei neuen Technologien aus. Die Zahl der deutschen Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt stagniert seit Jahren, bei den Anmeldungen in digitale Schlüsseltechnologien kommen deutlich weniger aus Deutschland als aus China, Japan und den USA. Zudem wird nicht jede Erfindung automatisch zur Innovation. Deutschland ist zwar traditionell erfinderisch, aber die Früchte sammeln oft andere ein. So liegt Deutschland im WIPO Global Innovation Index 2023 auch nur auf Rang 8, die Schweiz, Schweden und die USA dagegen auf den Top 3. Warum ist das so? Was machen diese Länder besser?

Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind die verkrusteten Strukturen und Prozesse in Politik und Verwaltung bei uns offenbar geworden. Seit Jahren geht es in Deutschland nur noch um Bewahrung und Umverteilung des Erreichten statt um die aktive Förderung von privaten Initiativen, Innovationen und eigenverantwortlichem Handeln. Daran hat auch die Ampelkoalition bisher nichts wesentlich geändert. Wir sind heute längst kein Innovationsweltmeister mehr, sondern Weltmeister im Bedenkentragen, im Debattieren des kleinsten gemeinsamen Nenners – und im Regulieren.

Hurra, wieder Regulierungsweltmeister!

Auch bei der Künstlichen Intelligenz (KI) scheinen wir derzeit unsere Chancen zu verspielen. Inzwischen werden etwa drei Viertel der großen KI-Modelle in den USA und 15 Prozent in China entwickelt. Während Washington und Peking Milliarden in KI- und Blockchain-Technologien investieren, fehlt von solchen Kraftanstrengungen in Deutschland jede Spur. Statt Pioniergeist und Ambition regiert mal wieder die German Angst.

Das hat sich besonders beim Thema Regulierung gezeigt. Statt sich für eine innovationsfreundliche Regulierung für KI einzusetzen, hat die Bundesregierung die risikoüberbetonenden und teils innovationsfeindlichen Verordnungen im Rahmen des AI Acts der EU bereitwillig durchgewunken. Nun ist man stolz auf das weltweit erste umfassende KI-Gesetz, das den Einsatz von KI ab 2026 in der EU regeln soll. Toll! Ein Gesetz haben wir schon mal, nur noch keinen Mehrwert geschaffen...

Es steht außer Frage, dass wir eine Regulierung brauchen. Eine KI, die verantwortungsvoll und im Einklang mit unseren europäischen Werten entwickelt und angewendet wird, bietet einmalige Chancen. Laut einer aktuellen Studie von McKinsey könnte sich das Wirtschaftswachstum dank generativer KI weltweit jährlich um bis zu 4,4 Billionen US-Dollar erhöhen. Damit wir ein Stück von diesem Kuchen abbekommen, müssen wir aber mit Augenmaß regulieren und nicht ein Regelwerk ins Leben rufen, das Innovationen von vornherein ausbremst!

Dennoch: Es gibt auch Lichtblicke

Tatsächlich hat KI in Deutschland eine lange Historie. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Hauptsitz in Kaiserslautern forscht schon seit 35 Jahren an KI für den Menschen – zu einer Zeit, als diese Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten noch gänzlich unbekannt waren! Und auch wenn derzeit alle Aufmerksamkeit auf ChatGPT liegt, gibt es auch bei uns vielversprechende Initiativen im Bereich generativer KI.

Aleph Alpha aus Heidelberg zum Beispiel. Gründer Jonas Andrulis ist mit seinem Start-up die derzeit größte europäische KI-Hoffnung. Mit dem Sprachmodell "Luminous", das bereits in der Landesverwaltung in Baden-Württemberg im Einsatz ist, tritt er in direkte Konkurrenz zu OpenAI und ChatGPT. Nur mit dem wesentlichen Vorteil, dass für die Nutzer von Luminous nachvollziehbar ist, woher die KI ihre Informationen bezieht. Mit Intel und SAP sind kürzlich sehr prominente Geldgeber in das Start-up eingestiegen. Zudem wird Aleph Alpha Partner des Innovationsparks Künstliche Intelligenz (Ipai) in Heilbronn, mit dem das Land Baden-Württemberg und die Stiftung des Lidl- und Kaufland Gründers Dieter Schwarz das größte KI-Zentrum Europas aufbauen wollen.

Es muss nicht immer Microsoft sein

Solche Gründungen sind spannend und machen Mut. Als Fondsmanager schaue ich aber natürlich eher auf bereits börsennotierte Unternehmen. Und hier gibt es in Europa eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich erfolgreich rund um KI positioniert haben. Dabei handelt es sich meist nicht um die großen, namhaften Konzerne, sondern eher um kleine und mittlere Unternehmen. Globale Nischenplayer, die oft Marktführer in ihrem Segment und gerade aufgrund ihrer Größe besonders innovativ und anpassungsfähig sind.

Interessant finde ich zum Beispiel die so genannten "Enabler". Das sind IT-Service-Unternehmen wie die italienische Reply oder die französische Alten Group im R&D-Service-Bereich, die ihren Kunden KI-Projekte umzusetzen helfen und zusätzlich von besserer Produktivität beim Einsatz von KI im eigenen Unternehmen profitieren. Oder das britische Unternehmen Darktrace, das weltweit führend im Bereich Cyber-KI ist und diese nutzt, um ungewöhnliches Verhalten in IT-Systemen aufzuspüren und damit Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen. Weltweit führend ist auch die deutsche Firma Evotec im Bereich der Wirkstoffforschung und -entwicklung. Sie setzt KI ein, um neue Wirkstoffe schneller auf den Markt zu bringen. Und schließlich haben wir in Europa sehr erfolgreiche Tech-Provider im Halbleiterbereich, wie zum Beispiel ASMI aus den Niederlanden und Aixtron aus Deutschland, die Maschinen für die Beschichtung von Wafern produzieren und insofern stark vom KI-Boom profitieren.

Eldorado für Stockpicker

Angesichts solcher Erfolgsgeschichten mache ich mir keine Sorgen, dass wir die Chancen von KI nicht nutzen werden. Wichtig ist nur, dass wir der Innovationskraft unserer Unternehmen nicht die Dynamik entziehen - etwa mit übertriebener Regulierung oder zu viel Bürokratie. Im Gegenteil: Die Unternehmen brauchen Freiräume und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen!

Und als Investor? Freue ich mich über den KI-Boom - egal, ob er von den großen Tech-Konzernen jenseits des Atlantiks oder denen in Asien getrieben wird. Die Unternehmen in Europa profitieren auf ihre Weise intelligent davon. Da europäische Nebenwerte derzeit auch noch historisch niedrige Bewertungen aufweisen, bieten sie aktuell eine seltene Einstiegsmöglichkeit und somit beste Opportunitäten für aktives Stock Picking.

 

leitwolfs view - Die Kolumne von Lupus alpha

Lupus alpha

31.10.2023

Europa kann Technologie!

Europa spielt technologisch schon lange nicht mehr in der ersten Liga. Auch Deutschland hat viel Potenzial verschenkt, wie die Beispiele Solarenergie und Windkraft sowie jüngst die Elektromobilität zeigen. Nach dem aktuellen Ausstieg aus der Entwicklung der für das autonome Fahren wichtigen Lidar-Sensoren steht Deutschland nun bei einer weiteren Zukunftstechnologie blank da. Doch es gibt einen Hoffnungsträger: Künstliche Intelligenz.

von Marcus Ratz, Partner und Portfolio Manager Small & Mid Caps Europa

Zugegeben, es gibt derzeit wenige gute Nachrichten. Geopolitisch leider ohnehin, aber auch aus der heimischen Wirtschaft fehlen positive Nachrichten und Impulse.

Besonders düster sieht es bei neuen Technologien aus. Die Zahl der deutschen Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt stagniert seit Jahren, bei den Anmeldungen in digitale Schlüsseltechnologien kommen deutlich weniger aus Deutschland als aus China, Japan und den USA. Zudem wird nicht jede Erfindung automatisch zur Innovation. Deutschland ist zwar traditionell erfinderisch, aber die Früchte sammeln oft andere ein. So liegt Deutschland im WIPO Global Innovation Index 2023 auch nur auf Rang 8, die Schweiz, Schweden und die USA dagegen auf den Top 3. Warum ist das so? Was machen diese Länder besser?

Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind die verkrusteten Strukturen und Prozesse in Politik und Verwaltung bei uns offenbar geworden. Seit Jahren geht es in Deutschland nur noch um Bewahrung und Umverteilung des Erreichten statt um die aktive Förderung von privaten Initiativen, Innovationen und eigenverantwortlichem Handeln. Daran hat auch die Ampelkoalition bisher nichts wesentlich geändert. Wir sind heute längst kein Innovationsweltmeister mehr, sondern Weltmeister im Bedenkentragen, im Debattieren des kleinsten gemeinsamen Nenners – und im Regulieren.

Hurra, wieder Regulierungsweltmeister!

Auch bei der Künstlichen Intelligenz (KI) scheinen wir derzeit unsere Chancen zu verspielen. Inzwischen werden etwa drei Viertel der großen KI-Modelle in den USA und 15 Prozent in China entwickelt. Während Washington und Peking Milliarden in KI- und Blockchain-Technologien investieren, fehlt von solchen Kraftanstrengungen in Deutschland jede Spur. Statt Pioniergeist und Ambition regiert mal wieder die German Angst.

Das hat sich besonders beim Thema Regulierung gezeigt. Statt sich für eine innovationsfreundliche Regulierung für KI einzusetzen, hat die Bundesregierung die risikoüberbetonenden und teils innovationsfeindlichen Verordnungen im Rahmen des AI Acts der EU bereitwillig durchgewunken. Nun ist man stolz auf das weltweit erste umfassende KI-Gesetz, das den Einsatz von KI ab 2026 in der EU regeln soll. Toll! Ein Gesetz haben wir schon mal, nur noch keinen Mehrwert geschaffen...

Es steht außer Frage, dass wir eine Regulierung brauchen. Eine KI, die verantwortungsvoll und im Einklang mit unseren europäischen Werten entwickelt und angewendet wird, bietet einmalige Chancen. Laut einer aktuellen Studie von McKinsey könnte sich das Wirtschaftswachstum dank generativer KI weltweit jährlich um bis zu 4,4 Billionen US-Dollar erhöhen. Damit wir ein Stück von diesem Kuchen abbekommen, müssen wir aber mit Augenmaß regulieren und nicht ein Regelwerk ins Leben rufen, das Innovationen von vornherein ausbremst!

Dennoch: Es gibt auch Lichtblicke

Tatsächlich hat KI in Deutschland eine lange Historie. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Hauptsitz in Kaiserslautern forscht schon seit 35 Jahren an KI für den Menschen – zu einer Zeit, als diese Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten noch gänzlich unbekannt waren! Und auch wenn derzeit alle Aufmerksamkeit auf ChatGPT liegt, gibt es auch bei uns vielversprechende Initiativen im Bereich generativer KI.

Aleph Alpha aus Heidelberg zum Beispiel. Gründer Jonas Andrulis ist mit seinem Start-up die derzeit größte europäische KI-Hoffnung. Mit dem Sprachmodell "Luminous", das bereits in der Landesverwaltung in Baden-Württemberg im Einsatz ist, tritt er in direkte Konkurrenz zu OpenAI und ChatGPT. Nur mit dem wesentlichen Vorteil, dass für die Nutzer von Luminous nachvollziehbar ist, woher die KI ihre Informationen bezieht. Mit Intel und SAP sind kürzlich sehr prominente Geldgeber in das Start-up eingestiegen. Zudem wird Aleph Alpha Partner des Innovationsparks Künstliche Intelligenz (Ipai) in Heilbronn, mit dem das Land Baden-Württemberg und die Stiftung des Lidl- und Kaufland Gründers Dieter Schwarz das größte KI-Zentrum Europas aufbauen wollen.

Es muss nicht immer Microsoft sein

Solche Gründungen sind spannend und machen Mut. Als Fondsmanager schaue ich aber natürlich eher auf bereits börsennotierte Unternehmen. Und hier gibt es in Europa eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich erfolgreich rund um KI positioniert haben. Dabei handelt es sich meist nicht um die großen, namhaften Konzerne, sondern eher um kleine und mittlere Unternehmen. Globale Nischenplayer, die oft Marktführer in ihrem Segment und gerade aufgrund ihrer Größe besonders innovativ und anpassungsfähig sind.

Interessant finde ich zum Beispiel die so genannten "Enabler". Das sind IT-Service-Unternehmen wie die italienische Reply oder die französische Alten Group im R&D-Service-Bereich, die ihren Kunden KI-Projekte umzusetzen helfen und zusätzlich von besserer Produktivität beim Einsatz von KI im eigenen Unternehmen profitieren. Oder das britische Unternehmen Darktrace, das weltweit führend im Bereich Cyber-KI ist und diese nutzt, um ungewöhnliches Verhalten in IT-Systemen aufzuspüren und damit Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen. Weltweit führend ist auch die deutsche Firma Evotec im Bereich der Wirkstoffforschung und -entwicklung. Sie setzt KI ein, um neue Wirkstoffe schneller auf den Markt zu bringen. Und schließlich haben wir in Europa sehr erfolgreiche Tech-Provider im Halbleiterbereich, wie zum Beispiel ASMI aus den Niederlanden und Aixtron aus Deutschland, die Maschinen für die Beschichtung von Wafern produzieren und insofern stark vom KI-Boom profitieren.

Eldorado für Stockpicker

Angesichts solcher Erfolgsgeschichten mache ich mir keine Sorgen, dass wir die Chancen von KI nicht nutzen werden. Wichtig ist nur, dass wir der Innovationskraft unserer Unternehmen nicht die Dynamik entziehen - etwa mit übertriebener Regulierung oder zu viel Bürokratie. Im Gegenteil: Die Unternehmen brauchen Freiräume und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen!

Und als Investor? Freue ich mich über den KI-Boom - egal, ob er von den großen Tech-Konzernen jenseits des Atlantiks oder denen in Asien getrieben wird. Die Unternehmen in Europa profitieren auf ihre Weise intelligent davon. Da europäische Nebenwerte derzeit auch noch historisch niedrige Bewertungen aufweisen, bieten sie aktuell eine seltene Einstiegsmöglichkeit und somit beste Opportunitäten für aktives Stock Picking.

 

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