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Lupus alpha CIO Dr. Götz Albert im Interview

Deutsche Nebenwerte: „Jetzt zählt, wer wirklich profitiert."

Deutsche Small und Mid Caps haben sich dieses Jahr sehr gut entwickelt – das milliardenschwere Konjunkturpaket der neuen Regierung macht sich bemerkbar. Viel Geld ist allerdings in passive Strategien geflossen. Das könnte jetzt nicht mehr aufgehen, meint Dr. Götz Albert, CIO bei Lupus alpha. Denn längst nicht alle Infrastruktur- und Rüstungsunternehmen profitieren. Und so mancher in der zweiten und dritten Reihe wird übersehen.

03.09.2025

Dieses Jahr ist für deutsche Nebenwerte sehr gut gelaufen. Was waren die Haupttreiber?

Haupttreiber für deutsche Nebenwerte war sicherlich, dass das bislang als sehr diszipliniert geltende Deutschland ein großes Fiskalpaket für die Bereiche Infrastruktur und Verteidigung auf den Weg gebracht hat – extrem überraschend für die Welt. Das hat das Interesse weltweiter Investoren an deutschen Nebenwerten neu entfacht. Dazu kam noch eine sehr günstige Bewertung der hiesigen Small und Mid Caps.

Es ist allerdings viel Kapital in passive Strategien geflossen. Warum?

Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit, geprägt durch Headlines und kurzfristige Impulse. Wenn Sie sich am Dienstagmorgen für ein Investment in einen bestimmten Markt entscheiden, bieten passive Fonds sicherlich den schnellsten und einfachsten Zugang. Viele Player wollen auch gar nicht langfristig investiert bleiben, sondern lediglich „die Welle reiten“. Für aktive Strategien und die Auswahl guter Unternehmen benötigt es Zeit. 

Jetzt scheint der generelle Trend der Flows hin zu Europa und Deutschland und heraus aus den USA ausgelaufen zu sein. Was bedeutet das für Nebenwerteinvestments?

Der Trend hat zwar etwas an Schwung verloren, das Interesse an Small und Mid Caps ist aber ungebrochen. Nebenwerte haben sich seit 2021 unterdurchschnittlich entwickelt. Wir wissen seit vielen Jahren, dass solche Phasen bis zu drei oder sogar sieben Jahre anhalten können. Viele Investoren warten ab, bis eine Asset-Klasse insgesamt wieder zurückkommt. Das scheint jetzt der Fall zu sein. Vielleicht hat das Interesse der kurzfristig orientierten Investoren etwas nachgelassen, das der strategischen Investoren aber nicht.

“Das Interesse der strategischen Investoren hat nicht nachgelassen.”
Dr. Götz Albert
CIO Lupus alpha

Warum sollten Investoren gerade jetzt auf aktives Management setzen? 

Aktives Management zeichnet sich bekanntermaßen durch die Suche nach Mehrrendite gegenüber einer Benchmark aus. Und die lohnt sich, wie unsere Lupus alpha Small Cap-Publikumsfonds mit teils über 20 Jahre Historie zeigen. Sie kommen auf ein klares Renditeplus gegenüber dem Index. Die Überrendite wirkt zudem auf lange Sicht wie ein Zinseszinseffekt. Das Tückische an aktiven Strategien ist allerdings die fehlende Linearität. Konstante Überrenditen sind nicht jedes einzelne Jahr zu erreichen. Wir haben im Moment ein sehr schwieriges Umfeld für aktives Management – das gilt auch für viele sehr gute aktive Manager.

Doch jetzt ist die Stunde des aktiven Managements gekommen. Denn nach unserer Beobachtung sind die für passive Fonds genutzten Themen-Baskets, etwa für Infrastruktur, nicht immer gut zusammengesetzt. Vielen Unternehmen sieht man nicht sofort an, dass sie Profiteure der Infrastrukturmaßnahmen sind. Gleichzeitig schwimmen einige Basket-Unternehmen im günstigen Umfeld einfach mit, bekommen bei der kleinsten Eintrübung aber Probleme. Jetzt ist entscheidend: Welche Unternehmen sind wirklich gut aufgestellt und geführt, verfügen über ausreichend Kapital und arbeiten profitabel? Welche Unternehmen profitieren tatsächlich vom Infrastruktur- und Rüstungspaket?

"Vielen Unternehmen sieht man nicht sofort an, dass sie Profiteure der Infrastrukturmaßnahmen sind."
Dr. Götz Albert
CIO Lupus alpha

Kommen wir zur Situation der Unternehmen in Deutschland. Mittlerweile scheint festzustehen, welche Zölle deutsche Unternehmen bei Exporten in die USA zahlen müssen. Welche Folgen hat das für große versus kleinere Unternehmen?

Leider ist es ein Trugschluss, dass die Zölle jetzt bekannt sind. Zuletzt hat US-Präsident Trump über Nacht die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte auf 400 Produktkategorien ausgeweitet. Nun fallen auch Produkte darunter, die Stahl und Aluminium enthalten, etwa Motorräder und Eisenbahnwagons. Die Unternehmen wissen also nicht genau, mit welchen Zöllen sie noch konfrontiert werden. Eine Zollklatsche kann jeden ereilen, jederzeit. 

Wir sehen bei den Unternehmen drei Reaktionen auf die US-Zölle: Für einige sind die USA ein unverzichtbarer strategischer Markt. Sie nehmen dafür auch kurzfristige Verluste in Kauf. Dann gibt es Unternehmen, die ihre Exporte in die USA stoppen. Sie haben oft ausgelastete Kapazitäten, ihre Produkte sind weltweit gefragt. Und dann sind da Unternehmen, für die 15 Prozent versus 25 Prozent einen großen Unterschied machen. Das Verhalten dieser dritten Gruppe entscheidet darüber, ob wir in eine gesamtwirtschaftliche Abschwächung hineinlaufen oder die US-Zollpolitik relativ neutral ausgeht. Über aktives Stockpicking können Sie die Unternehmen auswählen beziehungsweise meiden, die hier empfindlich getroffen werden können – in Form sinkender Nachfrage wegen höherer Zölle oder auch durch zurückgehende Umsätze wegen eines schwächeren US-Dollars. Wir betrachten beide Effekte und beziehen sie in die Investmententscheidung mit ein.

Seit Auflage hat der Lupus alpha Smaller German Champions eine Performance von 11,1% p.a. erzielt, im ersten Halbjahr 2025 kommt er sogar auf eine Performance von 23,1%*. Was waren die Treiber?

Der Smaller German Champions investiert in SDAX-, MDAX- und kleinere DAX-Unternehmen. Extrem gut entwickelt haben sich vor allem SDAX-Mitglieder. Der Grund: Investoren haben sich wegen der Zoll- und Währungsturbulenzen auf binnenwirtschaftliche Adressen konzentriert. Viele sind dadurch von Micro- zu Small Caps geworden. Beispiele sind Deutz und Vossloh. Anfang des Jahres lag die Marktkapitalisierung bei diesen Werten noch bei rund 500 Millionen Euro, jetzt über 1 Milliarde Euro – mehr als eine Verdopplung. Bei einigen kleineren DAX-Mitgliedern sieht es ähnlich aus. Viele MDAX-Unternehmen sind hingegen von Zöllen und der US-Dollar-Schwäche betroffen. Im Index haben vor allem Rüstungswerte profitiert. 

Wir sind mit unserem Investmentansatz flexibel und können uns auf verschiedene Umfelder für verschiedene Unternehmensgrößen einstellen. Rüstungsaktien werden sich unserer Einschätzung nach zum Beispiel in absehbarer Zukunft nicht mehr so gut entwickeln wie zuletzt. Das Ausgabenprogramm war hier eine einmalige große Änderung. Rüstungsunternehmen werden aber im Small & Mid Cap-Universum weiterhin eine wichtige Rolle spielen. 

"Rüstungsaktien werden sich unserer Einschätzung nach nicht mehr so gut entwickeln wie zuletzt."
Dr. Götz Albert
CIO Lupus alpha

Die gute Stimmung in Deutschland scheint nun schon wieder verflogen... 

Mit Verkündung des Fiskalpakets hatte sich die zuvor sehr schlechte Stimmung schlagartig verbessert. Nun beobachten wir wieder eine leichte Verschlechterung. Das liegt daran, dass die Projekte noch umgesetzt werden müssen. Das dürfte in der Breite aber erst ab 2026 der Fall sein. Auch die Midterm-Wahlen in den USA im kommenden Jahr könnten einen positiven Effekt haben. Die erratische US-Politik sollte dann zu einem Ende kommen, denn die Amerikaner selbst haben kein Interesse daran. Auch das dürfte sich günstig auswirken auf europäische und deutsche Small und Mid Caps. 

Was ist Ihre zentrale Botschaft an Investoren, die in deutsche Nebenwerte investieren wollen?

Die wichtigste Entscheidung ist die für eine Strategische Asset-Allokation, und zwar eine mit Nebenwerten. Die Historie hat gezeigt, dass Small und Mid Caps im Mittel stärker als Large Caps wachsen und sich das in der Kursentwicklung niederschlägt. Zudem haben Small und Mid Caps – trotz jüngster Kursgewinne – gegenüber Large Caps immer noch einen historisch selten gesehenen Bewertungsabschlag. Die KGVs für 2026 liegen für deutsche Large Caps bei 14, für deutsche Small und Mid Caps bei nur 12,5. Es müssten aber 16 sein. Von einer überbordenden Euphorie bezüglich der Asset-Klasse kann ohnehin nicht die Rede sein; viele Investoren sind noch nicht zurückgekehrt. Es spricht also sehr viel dafür, dass in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs Small und Mid Caps überproportional gewinnen.

Und warum aktiv in deutsche Nebenwerte investieren?

In der Euphoriewelle wurden alle Werte mit nach oben gezogen. Profitieren werden aber nicht alle. Daher gilt es nun zu selektieren: Was sind die wirklich attraktiven Unternehmen mit gutem Management und Produkten? Dafür bedarf es eines fundamentales, sorgfältigen Auswahlprozesses. Ein passiver Fonds, der immer eine zufällig zusammengestellte Benchmark abbildet, kann das nicht leisten.

Herr Dr. Albert, wir danken für das Gespräch.

 

 

*Quelle: Lupus alpha, Bloomberg. Wertentwicklung des Lupus alpha Smaller German Champions C. Stand: 30.6.2025. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Wertentwicklungen.

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Lupus alpha Smaller German Champions C (ISIN: LU0129233507)

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