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Lupus alpha Smaller German Champions

M- und SDAX: „Die Unternehmen machen ihre Hausaufgaben.“

16.01.2023

„Es gibt weiterhin genug gute Unternehmen, um ein Portfolio mit deutschen Nebenwerten zu bestücken“, sagt Björn Glück, Partner und Portfolio Manager des Lupus alpha Smaller German Champions. In diesem Interview erläutert er, woher seine Zuversicht für den deutschen börsennotierten Mittelstand kommt; welche Risiken er insbesondere für den Industriestandort Deutschland sieht; und was er für das Nebenwertejahr 2023 erwartet.

Herr Glück, wie geht es den Unternehmen zum Ende dieses schwierigen Jahres?

Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung überraschend gut – die Lage ist besser, als die Aktienkurse es erscheinen lassen. Wir haben unzählige sehr starke Unternehmen, die mehrheitlich sogar mit gestärkten Bilanzen in das neue Jahr starten werden. Sie konnten sich in den vergangenen 18 Monate dicke Finanzpolster aufbauen, weil ihre Preismacht im Umfeld der Mangelwirtschaft sehr groß war und Kunden bereit waren, Preisanhebungen zu akzeptieren. Das hat vielfach auch die gestiegenen Preise im Einkauf überkompensiert. Ganz anschaulich sieht man das bei den großen Automobilkonzernen: Die konnten ihre Fahrzeuge konsequent zum Listenpreis verkaufen, Rabatte hat es keine gegeben und bevorzugt wurden margenstarke Oberklassemodelle ausgeliefert. Vergleichbare Mechanismen sind bei Unternehmen im Maschinenbau zu beobachten, die in unserem Portfolio stark vertreten sind. Einige haben zudem von stark gestiegenen Preisen für Rohstoffe profitiert, die teilweise sogar als Abfallprodukte in der Produktion entstehen. Der Preis für Schwefelsäure zum Beispiel hat sich von 40 auf 200 Dollar pro Tonne verfünffacht. Teilweise haben diese Unternehmen Rekordgewinne ausgewiesen.

Also nur Licht und kein Schatten?

So würde ich es nun auch nicht ausdrücken. Die Zinsen sind extrem gestiegen und wir werden voraussichtlich in eine Rezession gehen. Manche Unternehmen schauen jetzt in den Abgrund und es ist keineswegs auszuschließen, dass es Insolvenzen gibt. Jetzt wird sich zeigen, welche Unternehmen nur vom niedrigen Zins und der Mangelwirtschaft am Leben gehalten wurden und welchen es gelingt, nachhaltig gute Margen zu erwirtschaften. Und das ist gut so im Sinne einer Marktbereinigung, die unsere Wirtschaft insgesamt stärkt.

Wie geht es jetzt weiter mit dem Ende der Mangelwirtschaft?

Noch immer besteht ein gewisser Nachholbedarf, davon werden Unternehmen noch eine Zeitlang profitieren. Im Maschinenbau sehen wir aktuell zwar sinkende Auftragseingänge. Doch der Auftragsbestand ist noch so hoch, dass es bis ins dritte Quartal hinein brauchen dürfte, bis der abgearbeitet ist. Natürlich sollten jetzt so langsam wieder Folgeaufträge eingehen. Hier erwarten viele Unternehmen, dass im Frühjahr, wenn es wieder wärmer wird und sich die Lage der Gasversorgung möglichst beruhigt hat, so etwas wie ein kleiner Sommerboom kommen könnte. Insgesamt kann man sagen, sieht es für 2023 ziemlich ordentlich aus, auch wegen der starken Bilanzen, mit denen sich eine Rezession gut durchstehen lässt.

Was ist mit den Belastungsfaktoren, insbesondere Energiepreise?

Im Gegensatz zur Politik machen die Unternehmen ihre Hausaufgaben. Viel haben sich gegen steigende Preise abgesichert, für Rohstoffe und Vorprodukte neue Lieferanten aufgetan, von Gas auf Öl umgestellt oder andere Lösungen gefunden.

Von Gas auf Öl umgestellt? Das dürfte nicht im Sinne der Politik sein …

Die derzeitige Energiepolitik konterkariert die ernsthaften Anstrengungen vieler Unternehmen, ihren CO2-Ausstoß in der Produktion zu senken. Und sie konterkariert die von der Politik selbst gesetzten Klimaziele. Es geht ja noch weiter: Jetzt im Winter muss unglaublich viel Erdgas verstromt werden, ein wertvoller Rohstoff, der eigentlich der Wärmeerzeugung und der Industrie vorbehalten sein sollte. Die größte Herausforderung für die Politik liegt aktuell darin, die Energiesicherheit wiederherzustellen – ein Problem, das sie nach Meinung vieler Unternehmen selbst erzeugt hat. Nehmen wir das Gas: In der Spitze lag der Preis bei mehr als 200, heute „nur“ noch bei etwa 100 Dollar. Aber vor dem Krieg war es etwa ein Fünftel davon. Viele Unternehmen können das kompensieren, aber nicht alle.

Was wäre mit Blick auf die Gasverknappung zu erwarten, wenn hier nicht Besserung eintritt?

Manche Beobachter sprechen von einer drohenden Deindustrialisierung. Das sehe ich nicht. Trotzdem hängt es an der weiteren Entwicklung des Gas- und Strompreises, ob wir nicht doch einen Teil der Industrie verlieren. Heute tragen Industrieunternehmen zu etwa 23 Prozent zu unserer Wirtschaftsleistung bei. Dieser Anteil könnte im Zuge hoher Strom- und Energiepreise auf 20 Prozent sinken. Das klingt nicht viel, aber auch das sind Arbeitsplätze, vielfach sehr gut bezahlte für Facharbeiter. Ganz ehrlich: Ich finde das unfair – nicht jeder kann Anwalt oder Lehrer werden.

Wir hören viel vom Re-Shoring, also dass Produktion aus dem Ausland zurück ins Inland geholt wird. Hören Sie davon auch ganz konkret in Ihren Gesprächen mit den CEOs?

Darüber wird viel gesprochen, und es ist auch eine stärkere Bewegung in dieser Richtung zu erwarten. Aber wirklich angelaufen ist das Re-Shoring nach meiner Beobachtung noch nicht. Nehmen Sie zwei Beispiele von großen Unternehmen: Intel verzögert derzeit den Bau seines neuen Chipwerks in Magdeburg. Auch Tesla stellt seine Pläne für die Batterieproduktion in Brandenburg erst einmal zurück. Man steht in den Startlöchern, aber man wartet erst einmal ab. Auch das hängt natürlich an den derzeit extrem hohen Energiepreisen. Man will erst sehen, was die Politik wirklich macht. In den USA sieht das ganz anders aus, wo man von der Energiekrise in Europa profitiert. In der Folge läuft dort bereits ein massives Re-Shoring.

Es wird in der Politik vielfach gefordert, dass Unternehmen ihre Absatzmärkte von China wegdiversifizieren. Was halten Sie davon?

Die Politik soll sich darauf konzentrieren, ihre eigenen Hausaufgaben zu machen. Selbstredend sind die Unternehmen immer auf der Suche nach neuen Absatzmärkten, und das jetzt noch mehr als ohnehin schon. Aber kein vernünftiges Unternehmen wird auf Geschäft in China verzichten, wenn sich dort Chancen ergeben. China kauft Maschinen von uns, darüber können wir doch froh sein. Wenn es der Politik gelingt, mehr Türen in anderen Ländern weiter zu öffnen, wird das von der Industrie sicher gerne angenommen. Aber auch hier zählen Ergebnisse, nicht Ankündigungen – genau wie in der Energiepolitik.

Was muss die Politik tun?

Wir stehen an einer Weggabelung und müssen das Energiethema in den Griff bekommen. Dabei sind Pragmatismus und Realismus gefragt. Man glaubt es kaum, aber der nächste Winter kommt bestimmt. Es wäre gut, wenn dann die Gasspeicher wieder gefüllt sind. Die für deutsche Verhältnisse schnelle Inbetriebnahme des ersten von drei Flüssiggasterminals in Wilhelmshaven lässt hoffen. Aber das ist nicht alles. Infrastruktur ist ein zunehmend kritisches Thema, nicht mehr nur im Bereich der Digitalisierung, sondern auch bei Straßen, Brücken und der Bahn. Wie gesagt, die Unternehmen machen ihre Hausaufgaben. Jetzt ist die Politik gefragt. Zuletzt haben Politiker häufig von der so genannten „Deutschlandgeschwindigkeit“ gesprochen. Davon ist noch nicht wirklich viel zu spüren – es wird wirklich Zeit.

Und doch: Den Industriestandort Deutschland sehen Sie nicht grundsätzlich in Gefahr?

Unternehmen werden auch weiterhin in Deutschland produzieren, da gibt es keinen Zweifel, diese Frage steht überhaupt nicht im Raum. Deshalb gibt es auch weiterhin genug gute Unternehmen, um ein Portfolio mit deutschen Nebenwerten zu bestücken. Und im Moment sind diese Aktien sogar überaus günstig bewertet.

Wie haben sich denn deutsche Nebenwerte 2022 im Europa-Vergleich geschlagen?

Deutsche Nebenwerte haben im europäischen Vergleich etwa um fünf Prozent underperformt. Das liegt vor allem an der Coronapolitik in China – gerade internationale Investoren betrachten die deutsche Industrie wie ein Derivat von China.

Wenn es den Unternehmen so gut geht, warum dann dieser Kurzsturz?

Rein fundamental gesehen war der Rückgang in diesem Ausmaß tatsächlich ungerechtfertigt. Aber natürlich haben der Krieg in der Ukraine, die Lage in China sowie die Inflation und Rezessionsängste zu einer verstärkten Risikoaversion geführt. Man darf auch nicht vergessen, dass die jahrelange Liquiditätsschwemme der Zentralbanken eine gewisse Blasenbildung begünstigt hat. Jetzt steigt der Zins wieder, was sich auf die Bewertungsmodelle der Investoren auswirkt. Diese Luft ist jetzt aus den Märkten entwichen.

Was erwarten Sie für Nebenwerte im laufenden Jahr?

Das wird ein sehr viel besseres Jahr für Nebenwerte. Ich erwarte auch, dass sie sich deutlich besser entwickeln werden als die Standardwerte. Der DAX hat letztes Jahr mit 12 Prozent im Minus abgeschlossen, bei den Nebenwerten waren es rund 28 Prozent. Die Erfahrung zeigt, dass M- und SDAX nach solchen Jahren kräftig aufholen, weil sie in Krisenphasen von den Investoren zuerst abgestoßen und danach die alten Portfoliogewichte wiederhergestellt werden.

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Lupus alpha Smaller German champions C (LU0129233507)

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- Großes Anlageuniversum mit rund 2.000 Einzeltiteln, ideal für Stockpicking und die Erzielung von Alpha

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